Neue Funde aus alter
Zeit
von Hauptlehrer Heinrich Lammersmann 1929
X
1. Erle
Das Ortsmuseum Erle ist durch ein Steinbeil aus der jüngsten Steinzeit
bereichert. Dasselbe wurde dem Museum von Herrn Temmler in Uefte als Leihgabe
übergeben. Desgleichen bekam es als Leihgabe ein Steinbeil aus muscheligem
Feuerstein von Herrn Wilhelm Wellmann in Uefte Ein älteres Steinbeil auch aus
muscheligem Feuersteine wurde von Herrn Franz Hörnemann in der Nähe des
Steinbaches in Overbeck gefunden und dem Museum übergeben.
Aus der Bronzezeit erhielt das Museum eine große, gut erhaltene Lanzenspitze
und ein kleines Gefäß. Auf dem Hofe Nienhaus-Krampe kam bei der Abfuhr von
Sand das 25. Grab aus der Merowingerzeit zu Tage. Es war leider arg
beschädigt.
Bei Erdbewegungen auf dem Hofe Stegerhoff wurden zwei Wellenrand-Streinkrüge
gefunden, die über Schermbeck ins Ortsmuseum wanderten. Sie stammen etwa aus
dem Anfange des Mittelalters. Ob es sich in diesem Falle um Grabgefäße
handelt, kann mit Sicherheit nicht gemeldet werden und die Fundstelle
fortgegraben ist. Leider muß man annehmen, daß kleinere Fundstücke von den
Arbeitern nicht beachtet worden sind.
2. Holsterhausen
Herr Rektor Nölle hat in Holsterhausen eine überaus reiche und wertvolle
Sammlung dem Verschleppen entzogen. Es handelt sich hier um Knochen von
Mammut, Schädel vom Urhirsch, vom Wisent, vom Wolf u.a.m. Als besonders
wichtige Kulturdokumente sind drei Hirschhornhacken und ein Pfriemen zu
nennen. Die Fundstellen und die Lagerung der Fundstücke sind im Ortsmuseum
ausgezeichnet zu sehen. Die reichen Keramikfunde weisen bis in das 12.
Jahrhundert. Leider sind noch drei Hirschhornhacken von derselben Fundstelle
in der Herrlichkeit in das Museum zu Gladbeck gewandert.
3. Rhade
Ende Juli vergangenen Jahres ließ Herr Leyink Kiefernstämme mit dem
Waldteufel herausziehen. Die aufmerksamen Arbeiter bemerkten bei einem Stamme,
daß zwischen den Pfahlwurzeln eingeklemmt ein kleiner Becher herauskam. Man
untersuchte das Loch und fand zwei Mühlensteine von Lava mit 36 cm
Durchmesser und 5 ½ cm Dicke. Es fanden sich auch eine Menge von Scherben,
ein Wetzstein und verschiedene Stücke Bronze. Die Scherben stammten von etwa
vier verschiedenen Gefäßen. Einige Scherben waren mit Weißfluß verziert
und klingend hart gebrannt. Diese waren römischen Ursprungs und aus dem 3.
Jahrhundert n. Chr. Andere Scherben zeigten mit ihrer Tiefstichverzierung
Spuren nordischer Herkunft, sie waren germanischer Art. Herr Dr. Stieren vom
Landesmuseum zu Münster hat an den Fundstellen eine erfolgreiche
Bodenuntersuchung vorgenommen. Das Ergebnis wird später veröffentlicht
werden.
X
Dieser Text wird mit freundlicher
Genehmigung von Elisabeth und Julius Lammersmann hier gezeigt. Das berechtigt
aber nicht zu der Annahme, das dieser im Sinne des Urheberrechts als frei
zu betrachten sei und daher von jedermann benutzt werden dürfe. Alle Rechte
liegen weiterhin bei den Erben von Heinrich Lammersmann.