Michael Spanier 1622-1669(70?)
von Hauptlehrer Heinrich Lammersmann 1929
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Zwischen Altar und Kommunionbank des Kirchleins deckte ein großer Baumberger Stein das Grab eines Seelenhirtens, der in einer üblen Zeit wieder Ordnung und Stetigkeit in die aufgeregten Menschen eingepflanzt hat. Wahrlich, er hätte mehr verdient, als einen solchen schlichten Stein mit eingemeißelten Namen „Michael Spannier“. Aber auch dieses Andenken ist 1876 beim Neubau der Kirche zu Grunde gegangen. Der Stein ist gespalten und zum Türrahmen am Pastorat umgearbeitet.

Von Pastor Michael Spannier bekommen wir kurze Nachrichten über das Jahrhundert der Wirrnisse vor seiner Zeit. Vom Niederrhein kamen die Propheten der neuen Lehre und zogen dann ins Münsterland hinein. Anderseits suchte man von Münster mit dem Niederrhein in Verbindung zu treten zwecks Unterstützung ihrer Ideen. Wesel war von der Wiedertäuferei angesteckt (pag. 603, Kerssenbroich). Wesel war stark mit solchen Leuten aus den Niederlanden angefüllt und den neuen Lehren zugänglich.

„Im Jahre 1534 wurde Johann Graeß Apostel, ein ehemaliger Schulmeister zu Borken (besonders begnadigt) zum zweitenmal nach dem Niederrhein ausgesandt, um die Brüder in Deventer zu sammeln und gen Münster zu führen“. („Die Wiedertäufer“ v. Kerssenbroich.) Das ganze clevische Lans ergab sich den Neuerungen, und die Grenze dieses Herzogtums liegt nur einige hundert Schritte westlich der Kirche von Erle. Es konnten also auch für unsere Pfarre die Gefahren und Versuchungen nicht ausbleiben. Im clevischen Lande wohnte der Kirchenpatron, in Wesel kaufte und verkaufte man, und so waren die Beziehungen zum Niederrhein, speziell zu Wesel, größer als zu irgendeinem anderen Orte der Nachbarschaft. Andererseits lag Erle in der Verbindung zwischen Wesel und Münster, eine Tagesreise vom Niederrhein. Auf dieses hatte für eine Einimpfung neuer Lehren seine Bedeutung, da die Apostel der neuen Lehre auf den Pfarrhöfen ausruhten und verweilten. Wie weit es im 16. Jahrhundert in dieser Beziehung schon in der Herrlichkeit gekommen war, sagt Pfarrer Farwick im Heimatkalender 1927, Seite 35. Tibus „Kirchliche Zustände im Fürstbistum Münster von 1535 bis 1574“ schreibt von Erle: „In der Kirche zu Erle fand man keine Bücher, außer einigen lutherischen Gesangbüchern, die Statuen weggeräumt, die Gemälde überweißt, das Sakrarium leer, den Taufbrunnen voll Fliegen und Spinnen. Der Pastor bekannte sich zum Luthertum“.

Michael Spanier nennt den Jacob Brabender, gestorben anno 1533, „welcher auch der letzte katholische Pastor gewesen für mich“. „Nach dem Brabender ist einer gekommen Joanes Bernardi oder Hardenberrich geheißen“. Dieser starb 1555 und war noch ähnlich den Katholiken. Darauf kam ein Vikarius aus Dorsten, der sich wegen der Religion schon 1559 aus Erle zurückzog. Diesem folgte ein Herr Johann „Bocholt, der bis 1566 in Erle war und dann nach dem Emslande ging. Nach diesem kam ein verbitterter, schlimmer (pessimus) Calvinist, geheißen Philippus Raßfelt. Dieser hat de kirche zu Erle mt allen altaren met belobing der ganzen gemein verwostet, de altatria, als summum, beati Siluestri, altare beatae Maria virginis abgebrochen unt mehr hilligen Beldern zur Aschen verbrannt, wordt darnach auf Bevergenn gefenlich geforet unt aus dem lande verbannet“.

„Nach disem quam einer wedder von Dorsten, Herr Jacob Funke geheißen, welger allein 3 oder 4 ihare in Erle gewesen indt nach verlaufenen iharen in wedder nacher Dorsten gezogen.“

„Darnach quam ein verlauffener Monich Conradus Storrich geheißen, von Ranstrup geboren, welger in Erlle als ein Pastor gestanden dan Luthers, dan Calvoins drei in dreizich ihare; anno 1590 venit in Erle, anno 1623 obiit in Schermbeck“.
(Gekommen 1590 nach Erle, gestorben 1633 in Schermbeck. Dieser Conrad Storrich war vor oder bis 1585 Vikar und Rektor der Katharinenvikarie in Osterfeld und dann Pastor in „Galem“. In einer Urkunde von 1585 aus Osterfeld heißt es zum Schluß „…und sämtliche Kirchspielleute befunden, daß sie die Katharinenvikarie dem Kleriker Dividen zum Broickhawe, einem Kirchspielskinde übertragen haben als Patronatsherrn, nachdem dieselbe durch freiwillige Resignation dews Conrad Stork, jetzigen Pastors in Galem, letzen Rektors und Vikars des Katharinenaltars erledigt war“. (Siehe „Vestischer Kalender 1927“, Seite 10. Beitrag v. Aenne Röhr, Oberhausen.)

Gerade dieser Pastor muß in der Gemeinde Erle viel Unheil angerichtet haben durch seine Unbeständigkeit und sein Beispiel; man hört es wie eine furchtbare Anklage aus den Worten Michael Spanniers: „dan Luthers, dan Calvins drei int dreizich ihare“. Fürstbischof Ferdinand von Münster, ein aristokratischer Herr, verlangte von seinen Geistlichen die volle Anerkennung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, andernfalls die Stelle verlassen werden mußte. Diesen Maßnahmen wird auch Conrad Storrich zum Opfer gefallen sein.

Am 8. Oktober 1622 trat Michael Spannier das Hirtenamt in Erle an, und Conrad Storrich zog mit seiner Frau nach Schermbeck, wo er im folgenden Jahre starb. Das Volk ließ in nicht ruhen; er geht mit seiner Frau am Arme noch um auf dem Wege bei der Ludgerus-Kapelle in Schermbeck. Auch in Erle wandert bei Kiffmann auf dem Bohnenkamp ein Pape ohne Kopf, und am Kaiserhof Hörnemann geht ein blinder Pape um. Auf welche Personen sich die beiden letzten beziehen, ist nicht mehr festzustellen. Das Volk läßt sie nach dem Tode büßen für Untaten, die sie im Leben begangen und nach der Meinung des Volkes noch nicht gesühnt haben.

Am 8. Oktober trat Michael Spannier die Pastorat an. Was fand nun der neue Pastor? Eine unfertige, noch nicht ganz aufgebaute Kirche, die um die Zeit zwischen 1550 und 1560 niedergebrannt war. (Pfarrer Heinrich Korte schrieb 1664 in der Kirchenrechnung: "alß die Kirche vor hundert und etlichen Jahren durch eine Fewerß Brunst eingeäschert…“) Die Vollendung des Kirchenbaus scheint die erste Sorge Spanniers gewesen zu sein, denn über der öffentlichen Kirchentür stand eingemeißelt die Jahreszahl 1631 im Rahmen von Baumberger Steinen. Es scheint mir aber wahrscheinlich, daß der Kirchen-Rohbau fertig war. Das Mauerwerk von Kirche und Chor schien einheitlich und zeigte keine verschiedenen Bauperioden. Das Material war Feldbrand-Backsteine. Ich nehme an, daß M. Spannier im Jahre 1631 die Türen mit einem däftigen Bruchsteinrahmen umgab. Wie es in der Kirche aussah, sagt ja der Bericht, den ich eingangs anführte. Die Pfarrkinder waren vernachlässigt, uneins in ihrer Religionsanschauung und in ihren Sitten tief gesunken. Daß da der neue eifrige Pastor auf Widerstand stieß, ließ sich denken. Er schreibt: „Was mihr darzumall von minen in Godt rowenden heren bevalen int was ick inmittels minen gestandenen iharen von denen von Erlle indt anderen ungenannt mossen liden, weis Godt indt ich“.

Sogar die Unterlagen für das Einkommen der Kirche und der Pastorat fehlten. Sofort verschaffte er sich Klarheit in dieser wichtigen Angelegenheit. Er ging zum Kirchenpatron und ließ sich die Register des letzten, 1533 verstorbenen katholischen Pfarrers Jacob Brabander vorlegen. „Dieses Register hat mir der Wollgeborene Adolph Herman von Willich, her zu Winnendall, indt Rudolphus Wessels sin Rentmeisterer indt Jahr 1622 den 8. oktobris forgelacht. Der zeitlicher Pastor indt Kirchväter zu Erlle haben iaarlich indt alle iaar von dißen nachfolgenden leuten zu Erlle zu behoff des Pastors indt der Kirchen so solle einzufüdderen als nämlich


Rukkert proprio ein Kirchengudt gibdt 

4 molder Rog. 3 schp.
Hußman proprio ein Kirchengudt gibdt   

3 molder Rog. – schp.
Disse beide güder sindt indt werden
egendtlich Kirchen güder genomedt
darvon de Kirche mos repareret, undt
was so sonderlich zu altaar von nhoten
hat.


paueß   
3 molder Rog. 0 schp.
Horßmann
3 molder Rog. 0 schp.
Disse beiden güdter gehoren ad altare
S. Siluestri.


Grewink 

3 molder Rog. 1 schp.
Heßelink 

3 molder Rog. 0 schp.
disse gehoren zu dem altare Beatae
Maria Virgini.


Vidua prein
3 molder Rog. 0 schp.
Nienhuß

1 molder Rog. 2 schp.
disse gehoren egentlich zu der Pastorat.


De Kirche von Erlle sampt Pastorat indt Vicarie hadt von allen so folle inthokomen, unt iarlich tho fodderen.“



Pastor Michael Spannier forderte bei Nienhaus, wahrscheinlich beim Tode des Besitzers vom Erben einen Vorgewinn, wie es zur damaligen Zeit bei Lehengütern Gebrauch war Nienhaus, Heinrich lehnte ab. Um nun zu einem rechtlichen Entscheide zu kommen, kamen in Borken zusammen „Chatarina Freyfrau von Pallandt Verwittib von Wylich Frau zu Winnendall pfandfrüw zu Döringen, Erbholtrichtersche der Erler Marken und Collatrix der Kirchen daselbsten, der würdige und wollgelehrter Herr Michael Spanniers, zeitlicher Pastor Tort die auch Erbarn undt frommen Diederich Brandes und Johan Snemans alß angeordnete Kirchen Meistern daselbst zu Erll, anzeigendt, waß maßen Sie den auch Erbaren undt frommen Henrichen Nienhaus undt erinnert haben; daß Er eine Vorwinnung wegen seines Kirchen Guitchen einmahl Vor all leisten undt deßpfallß eine güithliche abtragh halten, undt machen solle, wie auch daßselbig geschehen, undt allen maßen zur Verhütung allen streith, weiterimp, undt mißverstandes undt sonderlich dürch Unterrehding üwehlgement. Herren pastoren Undt Kirchenestroen (welche der Kirchen Guitteren zu Verbeßeren Undt deroselben Nutz in allen Zusichern schüldig) dergestalt abgehandelt, Undt aller seythß Vergliechen worden; daß endtlich mehrbesagter Nienhaus Vor sölcher seiner Erblicher Unwiederrüfflicher Vorwinnung Vor  sich, seiner Haußfrüwen Byen Undt allen nachkömmlingen Eine Zeyrath zur ewiger gedächtnüß der Kirchen zu Erll geben und Verehren solle, dazu dan in Krafft dieses erben der Herr pastor Undt anwesende Kirchenmeister meinen: Undt wie ihren consensum gegeben der gestalt, man derselben Nienhaus seine Hausfrüw Bey oder seine nachkommelinge jahrlicht Undt alle jahr auff Martini an den Zeitlichen Kirchenmeisteren sechß schepell roggen undt folgendtz ahn mehrgeme Herren pastoren oder deßen Succeßoren Viertzehn schepell roggen bezahlen würden, daß alßdan Er, weder seine Haußfrüw Bry undt nachkommeling Von weiterer Vorgewinnung frey sollen sein undt pleiben, dabeneben sol auf selbigen seines Kirchen Güitgen Keine weitere molestien Lasten beschwernüß oder andere inwevenientien so dieser heraußgegebener Siegell Undt Brieff entgegen mögte sein. usw.“ (Pfarrarchiv, Erle). Unterschrieben ist dies älteste Dokument des Pfarrarchivs von „Catharina geborene von Pallandt, Wittib von Wylich, Michael Spannier pastor Erlensis p. tempore, Didirich Brandt, Johan Sneman, Kirchenmeistern.“

Michael Sp. suchte also in den ersten Jahren seiner Tätigkeit die Grundlage, die Finanzierung der Kirche und Pastorat festzulegen, die anscheinend nicht ehr als klar anzusehen war. Das Gericht „aufm Braem“ in Borken schaffte nun wieder feste Verhältnisse. Dann erst konnte der eifrige Hirte daran denken, das Gotteshaus in etwa wieder würdig auszustatten. Es fehlte eben an alles in der Kirche. (Siehe oben Bericht nach Tibus.) Die ersten Anschaffungen sind uns unbekannt, da die Kirchenrechnungen erst von 1640 beginnen und uns einen Einblick in die rührige Tätigkeit des Pastors Michael Sp. gestatten. Nach der ganzen Aufmachung scheint es mir, daß vorher keine Rechnung geführt wurden. Lassen wir nun über die rastlose Tätigkeit des M. Sp. die Kirchenrechnungen sprechen:

1643.

Kirchenrechnung vor der gantzen gemeinde für die jhare 40, 41, 42 und 43 abgelegt und die Kirchenmeister Johan Lüten und Johan Sundorpff im nahmen unsers Gnädigen Herrn zu Lembeck auch zu dieser Zeit unser Erbholtrichter int der Krich zu Erle Collator in sinen nahmen auch zwo nuwe Kirchenmeistere von der sämptlichen Gemein wedder new angesatt als Matthias Brandes und Bernard Averhagen.


1644.

Herman zur Heidt gegeben 1 schep. Roggen, dorfür ehr der Kirche int Sakristei oben mit pannen wedder dichter gehangen.
Meister Tomas zu Scherembeck 1644 den 15. Hornung ein nuwe seel zum Uhrwerk gemacket – kostet 1 Dal 7 stb.
Zwo nuwe Gardinenringe zu den altar gardin zu Weßell gekaufft – 12 stb.
Zwo nuwe Fanen, gardinen indt ein Antependium zu maken gegeben – 15 stb.


1645.

Misgewand, erstlich von dieser pacht mit belobung beider des holtrichters Bakenhaurs indt des abgelebten Vogedes indt anderer Kerspelslüden mehr 6 Molder Roggen nacher Wessell gefaren for ein rodt dübbelt armee Sien schwerpfe oder feltzechen (für ein rotes, doppeltes Armee seidenes Feldzeichen Schärpe) darvon wir ein Misgewand oder Casula maken laten, indt ein paar niewe altargardinen.
Meister Herman den Pannebäcker tho Scherembeck funf Wesselsche Schepell roggen auf Pannen zu der Kirchen, so der wint davon gejagt also mossen wir allezeit ihn Vorradt haben.
Pawell von Aken gedan 2 schep roggen indt die sint für 4 punt Wasses auf Christmiß in genanntem ihar.
Herman Zur Heiden gedan 2 schep roggen ihn beisein beider Kirchenmeisterer dafür ehr die pannen, so der Wint von der Kirche undt garffkamer abgeschlagen sollte wedderume aufhangen.
Jan brandes empfangen 5 schep. roggen für den Uhrwerker to Wessell, welchen er bezalt.
Pawell von Aken gedan ein Spint roggen darfür er Kerzten zu der Kirche gemakt.
Meister Peter tho Scherembeck dem Glasbreker gedan 2 schep. Rog dafür de glaß ahn de
Kirchen repareret. In disem ihar ein nuwes Clocksel maken laten zu der groten Clocken zu borken bi de Seeldreier – 45 stb.


1646.

Der Hagell indt starker Wint so in diesem ihar umme Torm in Jainuari. ist fell bei uns etlicher Glaser in der Kirche unt auf dor Weddemhaue zerschlagen auer zwohundert pannen von der Kirche geweit, Herman zu Heiden de Kerche oben dichte gemaket ehm gedan – 1 Daler.
Meister Peter tho Scherembeck de glase repareret dar aber drei dage bi mihr in der Weddemhaue gebliewen ehm geben mossen in alles 6 Dall.


1647.

Dieses jahres pächte haben de Kirchenmeistere alle beide in Johan brandes hause verkaufft das molder for 3 Daller an de pächterer.
(Es waren die Pächte bis jetzt in der Kirche empfangen und das Korn wurde auf dem „Hanksoller“ – Orgelbühne gelagert. M. Sp. scheint dies 1647 abgestellt zu haben, weil damit auch ein Trinkgelage verbunden war.)
Erstlich unseren vergulden Callich welcher gans runiert zu Bocholt laten nins vergulden indt wedder benediceren kostet dat vergulden 1 Ducat indt 15 stb.
Berndt Linnenweffers zwo malen nacher bocholt gesandt, umme den Callich abzuholen jeder reiß ehm gegeben 2. schep. Roggen.
Von Engelbert Thera zu Borken gekaufft eine rote Kirchenschelle mit der Verzerung ehm gegeben 2 Rth.
Zwo nuwe altar gardinen so von das feltzechen (sieh 1645) abgefallen zu Scherembeck bi Meister Borchardt maken laten, kosten an grpne sieden linde gardinen ringen indt an makenlohn in Samott 2 Dall 12 stb.
Zwo nuwe Casula oder Mißgewandt, dat eine von den gekofften feltteken, welches allein zu maken kostet met dem nuwen fürdoek met ein klein silbern Bordingen rings ummer her befadt, so woll umme de Stoling als umme dat Manipell reide gemaket kostet dat maken met den Zutuung 2 Dall 6 stb.
Dat ander von Legeduc war zu negen (9) ellen, de ele 18 stb. von Borchardt zu Scherembeck gekauft facit insamptt 5 Dall 12 stb. – dat Blawe for darunner 1 ½ Dall, dat Crütze darauff 3 ½ Dall – dat silberne lindt ringsummer 23 stb.
Zu scherembeck gekofft so rolle ein fleßen dokes zu einer newen altar laken, item zu einer nuwen alben met den humerale in alles 15 ellen bredoktes de elle 18 stb. – 9 Dall.
Item eine nuwe Altar Taffelschilderen maken laten, dat schildere ihne dat dok so ick darzu gedan 5 Ducaten.
Noch drei andere Stück malen laten, kostet ein jedes Stück auff dem Doek allein Stück for Stück 1 Ducaten.
Die Planken zu der Altar-Taffel met den anderen drei Taffeln kosten mit dem maken indt Kistenwerk 8 Dall.
Unsere Timmerlüde darüber gearbeitet 4 Dage.
Zwolf Apostelen in diesem Jahr malen laten auf linnen doek 5 Ducaten.
De Croning Maria von Vatter, Sohn indt hl Geist gekofft neben eine andere Cruscifix Taffell kosten alle beide 2 Ducaten.
De Rames maken laten kostet jeder Ram 1 Rth. facit 2 Rth.
Dieaffkledung benegsten dem Altare dat Grabeholtß von Johan brandes gekofft kostet 1 Ducat.
De dannenen borden von Weßell geholt ad 8 Stk. jeder 15 stb. facit 2 Rth.
Item zwo Kertzenbomene Planken kosten 30 stb.
Meister Johan indt Herm zu Heiden von dat Timmern gegeben auf ihre Cost 5 Dall.
Berndt linnenweffer darin gehalt von Dorsten für 18 stb. negels.
Zwo honckzell zu beiden Dören met ein Schlotte von Weßell selbst gehellt 2 Dall.


1648:

Es haben pastor, Kirchenmeister, holtrichter und andere Kirchspells Vorstanders mehr zu Erlle in Johan brandes behausung den Torn indt die Kirche an unsere beiden Timmerlüten Meister Johan indt Hermann zur Heiden bedungen dergestalt, dat se den Torn medt zwo nuwe seiten mit Spandack sollen bekleiden indt also rings ummeher sollten beklemmen indt dichte maken sollen indt use Kerche von binnen ganz nuw überleggen indt bawen dem Chor dat Haupt der Kirchen auch met drei nuwe parken von Spandack dichte maken sollen, alles vortrefflich, dafur sint se met uns allen eins geworden umme achtundzwanzisch Trh. indt eine Tunne beer in beisein obengenannten wilche ick ehm bezahlt.
Der pastor hat de Kriche bei de anderthalb Fuß höge laten hogen, dazu alle Dage gehabt 2 Spann oder Carren for dar lehen indt sandt geforet so lange es geduret ein jeder Forman gegeben 2 Canne beers des Dages de forlüde, met de forlüden so das holt aus dem Walde gehalt, darvon wir das Spanndack maketen, de Arbeiders so da lehem bereideden, indt den Timmerlüden däglich handreckingen doden in alles for fünf Daller beer gedronken ick bezahlt 5 Dall.
In der Kirchen indt achter dem altar zum pausment ahn Estricke auch in der Weddemhaue etliche gelacht, so von Scherembeck gehalt indt gekofft wie auch bezahlt dreizehnhundert dat hundert kostet 1 Dall – 13 Daller.
Item ijder Wagen ahn Tholl geben moß 4 stb. facit 8 stb.
Ick met Meister Herman zu Scherembeck zwo kanne beer verzert darmet ick de steine for iemand anderes bekommen 12 stb.#
In diesem ihar unse Kirche Witten laten dorich unsere Timmerlüde, darzu gehabt ein molder Calck kostet zu Weßell 24 stb. den Timmerlüden pro labore gegeben 5 Dall.
Dat Stegerholt bis ahn das gewölbt langet von Kirchenmeister auwerhagen gekofft kostet gelebert 2 Dall. 15 stb. de schleiter waren 12 Stk.
Negeln so tho dem Spandack auf dem Torn indt forhaubt der Kirchen gebraucht. Ick selbst nach Weßell gegangen medt Pawell van Aken gekofft indt metgebracht 8000, das Tausendt kostet 1 ½ Dall. in Sampt 12 Dall., darnach noch halen laten 6000 for denselben Cauff facit 9 Dall.
Noch Pawell mihr von Weßell gehalt drittehalbtausendt 2 Dall. 7 ½ stb.
Ahn Negeln in alles gehabt siebenzehndehalb Tausendt maken an Gelde 24 Dall. 22 ½ stb.
Umme Fastelabend dieses lauffenden ihares aus unseren beiden größesten Clocken de Cleppell herausgefallen de Worzell gans verschletten, zu borken bei dem hamaker zwo niwe Worzell maken laten kostet ijeder 30 stb. met de Verzerink facit 2 Dall. 12 stb.
Auf Pallm unse Kirchenbüß auf Monster gesandt met ehm gegeben 26 ftb.
Item vor 6 stb. Wirauch metbregen laten von Monster indt einem nuwen wiquast ad 18 penige oder 3 stb.
Von Herm. Wessers gekofft 3 Pundt.
Umme unser hohe Altar ein nuwe subsellium maken laten bi Meister Jost zu Scherembecke kostet 11 Dall.
Von Emberik for 2 Trh. rot gedrucket Papir metbrengen laten dorrich Pater Paulinum von bocholt darvon ein antepedium indt andere Zirradt in der Kirchen gemaket den 20. Aug. Anno 1649.


1649.

In düssen 49 ihar den 8. Okt. ungefier met funff Wagen nach dem baamberrich gefaren dorselbsten ferhundert Stück witte Estricks abzuhalen, so ick for dissen gekofft zu dem pausment meiner Kirchen kostet der Steine dar zu platze 12 Rth. den Furlüten so über de fexundzwanzich in der ausfart erstlich zu lette gegeben ein ijeder ein Can beer facit 27 stb. Auf baamberrich mostidan (mußte ich dann) nach swaren gelde zurechnen 38 stb. Des anderen Dags in der Wedderreise zu lette vor notirret Thies brandes gedan einen Rth. so de forlüde verzert. Umme mittach zu heiden angekommen, nas mode indt faüll (naß, müde, faul) de pferde indt forlüde gegessen indt gedrunken verzert an beer so ick bezalt 45 stb. Als wi tho Erlle gekommen den forlüden gegeben eine tonne beer be de Kirche bezalen.
Zwo nuwe rüllen ahn den Uhrwerk maken laten indt bi dem Schmidt in Raßfeld laten verbossern kost in alle 1 Dall.
Ein subsellium ummer de fünte maken laten von Wessell metbrengen 4 dannene borden kostet dat stück 15 stb. dat andere holtwerk kostet 2 Dall den Tümmerlüden for dat maken gegeben 6 Dall.
Ein par nuwer fanen maken met schilderren kostet 6 Rth. oder 12 lichte D.
Ein nuwe Antependium schilderren laten maken kostet 7 Riksd.


1650.

Den 10. aprilis anno 50 zwo schepel Calkes von Weßell haben halen laten umme de Kirch Under tho witten dorich Johan schmitz kostet 1 Dall 2 stb.
Ego ipso de beiden Kerchdoren angestreken de farbe kostet 2 Dall.
Zwo niwe Doren an der altar Taffell maken laten ick dafür bezahlt 6 Riksd.
Ein Epithaphium für dem Venerabilo maken laten kostet 1 Ducat oder 4 Dall.
Das Epithaphium under der altar Taffell kostet 1 Rth.
Den Dorrichschlag indt auff dem Chor met dem Predichtstol laten anstriken kostet 3 Rth.
For niwe benke auf das Chor indt de nie Liste under dat altar maken laten kostet dat holtwerk 2 Rth. indt dat maken 1 Rth.
De Benke tho beschlaen mt hangzell indt staben kosten 5 Dall de smit bezalt.


1651.

De Croning Maria met Cäcilia indt agnesca samt den Doren dafür kostet dat malen allein zehn Dall oder 5 Rth.
Ein nie Ciborium maken laten von silber kostet 3 Rth. Herr Jacop zu Lembeck dazu gegeben 1 ½ Rth., 3 Dall ick bezalt für die Kirch.
In unser grosten Clock einen niwen Worzell maken laten kostet 5 D.
Unse facit noch zwo niwe Spangen ahn der großen Clocken gemaket met edtligen Haken indt negelen kostet 3 D.
Zwo lange haken achter zwo Kirchdoren maken laten met zwo ofen umme de Doren auff tho haken dan den Wint flegt de Dor inzwo kosten 1 D.


1652.

Drei Kleine belder so auff dem altar stehen gekaufft for 3 D. de rams darumme her tho Raßfeld maken laten kosten 2 D anstricken 1 D in alles 6 Dall.
Dat beldt Ecce homo so auff der altar Taffell stehet kostet 3 Rth. oder 6 lichte Dall.
Dat Crücifix Beldt met dem effigum kostet 4 D.
De intritt in Jerusalem bauwen der gariffkamer kostet 9 Rth. oder 18 lichte D.
De drei rames welche tho Raßfeld sindt gemaket zu de Crüzifix Beldt, Ecce homo indt intritt in Jerusalem kostet dat maken 2 Rth. dat anstriken 1 Rth.
Int ihar 1652 auff unse hilligen Dracht gekaufft ein Doek auff dem Callich kostet 2 D.


1653.

De beiden Engelen for dem Altar met den pilandern kosten 13 Rth. oder 26 lichte Daller so ick dem beldtsnieder zu Dorsten gegeben dedt illumineren kostet 5 Rth.
De grote niwe Krone so midde in de Kirche honk kost 10 Rth. oder 20 lichte Daller.
Zu paschen halen laken 5 punt Wax zu der paschenkertze indt anderen kertzen vom bürgermeister bumink tho scherembeck 3 Dall 10 stb.
De Aufforung Christi aus Jerusalem met der illumination 12 Rth., den Raamen darumme 3 Dall illumineren 2 Dall.


1654.

De pileres umme der Kreche berappen dorich saligen Meister Johan sin Sone Meister Claus ehm gegeben 3 Dall. auff sin egen Cost.
De glaser repareren laten dorich Meister Peter tho Scherembeck ehm gegeben 1 Dall indt 2 Canne beer.
De Taffell so da ahn hohen atar is ick ausgelacht 5 Rth. dat andere Thies brandes ausgelacht.
De beiden Doren ahns hohen altar ick bezalt an Meister Jan den Maler 6 Rth. oder 12 lichte Daller.
De hillige Dreifaltigkeit so oben auff dem altaar stehet met den Raamen kostet 1 Ducat ick Meister Jan bezalt mit 2 Rth.
Von Thies Engels tho Borken for 15 stb. Wirrauch halen laten.
Eine nuwe Wiequast halen laten von Münster bezalt met 3 stb.
Auf paschen ich ausgedan 12 Canne Wien de Cann 7 ½ stb. facit 3 Daller.
Dat Cruzifix so ober den Dorichslag stehet met Johnnes indt Maria Beldt hat der Coster ferdinand zu Dorsten geschnitten kostet ahn sneiden funfzehn Rth.
Auf paschen pro nich indt Communicantibus von Weßell halen laten for 8 stb. grote indt kleine hostien.
Als se de Certzen machten 1 Dall verzert.
Den Coster gegeben ses scheppell Roggen for dat Uhrwerk tho stellen.
Den Uhrwerker tho Weßel 1 Dall for sin gehalt.
Der Pastor indt Kirchenmeisterer met den Coster 1 Dall verzert so ihm der Kirche zu Cimpt.


1655.

Den hilligen geist sniden laten zu Dorsten dorich ferdinand kostet met de Vergulding 1 Ducat oder 4 Dall.
Unsen smidt Herman Ramrat abgekofft ver runde lochter vor dem hl. Sacrament kosten 2 Dall.
In dissen ihar dadt Cruzifix met den beiden belderen laten illumineren dorich Rotger grandt ehm gegeben XI schep. Corn seind 8 Dall.
De junge gesellen fan so alle Zeit ante venerabilo wordt gedragen kostet 1 Ducat oder 4 Dall.
Ein Marien beldt von den Maler gekofft kostet 2 Dall.


1656.

Gekaufft ein Voder (Fuder) Calkes so mir von eßen gebracht in der Weddemhaue (Pastorat) tho Erlle kostet 7 Rth. indt dem furman eßen indt drinken beneben don müßen so dadt geldt empfangen for den beiden 8 stb.
Meister Johan leiendecker de Cerke tho pladdilen (mit Brettern zu beschlagen?) angenommen auff sin selbst Cost. Habe ehm gegeben indt bezalt 6 molder roggen ad 18 Dall dadt molder 3 Dall der smidt so ehm handtrekung dode met den Clock auff Tohrm dragen 1 Rth.
Dat Marien beldt auff dem altare zu Dorsten snieden laten kostet medt dadt illumineren 1 Ducat oder 4 Dall.
Von Meister Steffen for indt nha gekofft für 8 stb. Witt liondt, so ick in der Cerk verdoen hadt Marien beldt auff dem altar einen niwen Rock gekofft kostet 1 goldgulden.


1657.

Zu der Middel Clock de nien Worzell maken laten zu Weßell ick met den Coster dar gewesen kostet 1 Dall.
Zwo nie Clocksele zu den groten Clocken maken laten zu borken, den hanff gekoft kost den haniff medt dat maken 8 Dall.
Zu Dorsten Unsen patron Syluestrum bei dem Coster ferdinand snieden laten kostet dat Bildt allein 3 Rth. dat illumineren 4 Dall.
Zu Weßell ein Monstrancis gekofft ad 23 Rth. ein gulden Cante darüber gekofft kost 1 Ducat oder 4 Dall.
Wessell Luchtmann mir von Borken so folle witt leggedoc gesandt, darzu dat Kerspel zwolff Rth. zu bar gegeben so mir Kerke bezalt. Was so aber mer kostet ick bezahlt indt darzu kaken laten Was daran fel (viel) verrichtet lindt bezahlt 3 Rth. oder 6 Dall.
Der Melake tho Scherembeck mir gebracht einen nien spinnjäger kostet 18 stb.
Von Johan brandes auff paschen gehalt ahn wien fer de Communikanten 14 de Cann ein vertel Dall: facit 3 Dall 15 stb.


1658.

Ein nei fel an dem Uhrwerk kostet 1 Dall.
Der smidt eine nei spange an der groten Clocke so ringsüber de affe geht  kostet 3 Dall.
Der Wein so ick sundags indt hilligendages in der Kerken mos gebruken undt von anno 49 inclusive hebbe gebruket bes auff 60 exclusive zu, mos ick all Jar hebben 6 Cannen bes hierher hebbe ick alle bezalt ind den Coster dadt geld gelanget.




Soweit die Arbeiten und Anschaffungen des eifrigen Pfarrers, wie es in den Kirchenrechnungen von 1640-1659 von ihm selbst zwecks Rechnungslage vor dem Kirchenpatron aufgeschrieben wurde. Außerhalb der Kirchenrechnung finden wir noch eine Aufzeichnung, die uns von einer Geldsammlung berichtet, die er zum Baue einer Bühne („Hanksolder“) und zur Beschaffung einer kleinen Orgel benutzte. Es heißt dort:

Von den Hanksolder so dar Tho gegeben:


Eltern buskamp
1 D 7 stb
Jan bakenhoff
45 stb
Herman buskamp 1 D 7 stb
Hinderk Stergerhaus
1 D 7 stb
Derrik buskamp 1 D
Jan hesselink 1 D 7 stb
Hinderk wolwers (Wolberg) 1 D 7 stb
Jan Jütten 
1 D
Jan Sundorp nuwer
1 D 7 stb
Herman Awerhagen
1 D
Jan Dirrikes 1 D 7 stb
Gert pottmann 1 D 7 stb
Hendrik Raaman 1 D
Jan brüggers 1 D 7 stb
Ritter scheiper Filius 1 D
Horstmans scheip. 
1 D
Derrik Direks
1 D 7 stb
Herman luchtmans
1 D
Herman aßkamp 1 D 7 stb
Herman greiwink 1 D 7 stb
Familie Rikkert
1 D 7 stb
berndt 
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suma dieses Jahr gegebene gelder 25 D 28 stb hirvon kümpt den pastori zu zwanzich Dal für 400 drüge planken so ick dar Tho gedaen Wies der Timmermann gemessen. De Knechte ahn der weddemhaue (Pastorat) zu der Zeit 6 Dall verzert indt verdrunken. Hiervon den Coster einen Daller für seine Mode (Mühe) indt unkosten zugelacht. Dem smit gegeben 6 Rth. alle dat eiserwerk als haken dübbelde, soldernegels honkzel, ankers indt all dat Yserwerk so an de blasbalge ahn orgell, gekommen.



In welchem Jahre die obige Sammlung und Arbeiten getätigt wurden, ist nicht zu ersehen, da eine Benennung des Jahres fehlt. Wir können aber annehmen, daß sie vor dem Jahre 1657 stattgefunden haben, denn die nächste Aufzeichnung des M. Spanniers hat die Jahreszahl 1657 und betrifft eine Kollekte für die Armen, die ein Ergebnis von 31 D und 23 stb hat. Unter den Gebern befinden sich folgende interessante Namen:

„bente auff darpf, hindert potter, Ribbekampf, Hinderk Smit, Jan gerdes, Jan schult, Herman Thes, punsman, pauest, Weitenberrich, Cempken, budde, Tenk auff hock, Odendarpf, Nienhuß“.


Im Jahre 1651 ließ M. Spannier durch Joannes Formica auf der „Worte“ nördlich der Kirche eine prächtige Sylvester-Glocke gießen, die bis zum 21. Juni 1917 der Gemeinde diente und dann dem neuen Geläute zum Opfer gebracht werden mußte, obschon die Kunstsachverständigen gerade diese Glocke als die schönste des Landkreises Recklinghausen zu erhalten strebten. (Dieses gewaltige Werk unmittelbar nach dem verheerenden 30 jährigen Kriege muß in einer besonderen Behandlung seine Würdigung finden.)

Will man das Schaffen und Wirken des Pfarres Michael Spanniers recht einschätzen, so muß man die Zeit seiner Amtstätigkeit in Betracht ziehen. Von den 38 Jahren seiner Wirksamkeit, waren 26 Kriegsjahre und zwar Kriegsjahre mit feindlicher Besatzung. Bis zum Jahre 1629 waren die Spanier Herren der hiesigen Gegend. Nachdem 1629 die Niederländer die Festung Wesel erobert hatten, beherrschten und bedrückten diese unsere Heimat. 1633 nahmen die Hessen die hiesige Gegend in Besitz und blieben dort bis 1648.
„Dieselben sollen die Gemeinden so arg mitgenommen haben, daß der Herr von Westerholt sowie die Bauern ganz erschöpft waren.“
(Brunn Chronik.) Anderseits waren die Mittel, die dem Pastor Spannier zur Verfügung standen mehr als bescheiden, ja ärmlich. Für die Reparatur und andere Bedürfnisse der Kirche, standen ihm „7 molder 3 schepel roggen“ von Rikkart und Hußmann zur Verfügung. Ja, selbst dieses Einkommen wurde noch zum Teil vertrunken in Bier und Wein „nach altem Brauch“, wie es in den Rechnungen heißt. Sicher haben die Empfänger dieses „alte Recht“ festgehalten auch in den traurigsten Zeiten. Trotz alledem ist es dem Pastor gelungen, seine Kirche wieder in einen würdigen Zustand zu setzen, ja zu schmücken mit vielen Bildern; vor hundert Jahren verbrannte man die Bilder, - jetzt bringt man bedeutende Opfer, um sie wieder auf den Altar und an die Wände zu bringen.

Pastor Michael Spannier geht allen voran und scheut keine persönliche Arbeit und Mühe. „Zwo Honkzell zu beiden Dören met ein Schlotte von Weßell selbst gehellt“ (Rechnung 1947). „Ick selbst nach Weßell gegangen medt Pawel von Aken gekofft indt metgebracht 8000 Negeln“ (1648). „Ego ipso de beiden Kerchdoren angestreken“ (1650) usw. Man begreift auch, daß man in der Anschaffung von Schmuck bescheiden sein mußte, da die Mittel auch bescheiden waren: „Dorrich Pater Paulinum für 2 Rth. rot gedrucket Papir metbrengen laten van Emberick davon ein antependium (Vorderseite des Altars) und andere Zirradt gemaket“. Von einem „Feldteken“ wird ein Meßgewand gemacht und der kupferne „Calich“ wird vergoldet. (Bemerk. Dieser Kelch von rotem Kupfer wurde dem Pastor Anton Nonnhoff mit ins Grab gegeben.)

Welch enorme Ausgaben waren es, den Boden der Kirche mit Baumberger Steinen zu belegen und das Dach auf Turm und Chor mit Schindeln zu decken! Da  reichten die gewöhnlichen Mitteln nicht aus und die Opferbereitschaft der Pfarrkinder muß schon recht groß gewesen sein, besonders da er 1651 die Sylvester-Glocke gießen ließ. Die Gleichgültigkeit war vorbei, es scheint Begeisterung geherrscht zu haben und diese hatte der Pastor Michael Spannier geweckt und gepflegt. Bald nach dem Glockenguß baute er von Gaben einen „Hanksolder“ und eine kleine Orgel. Die Bühne wird er gewiß nicht zur Verschönerung der Kirche errichtet haben, vielmehr können wir schließen, daß der Besuch des Gottesdienstes eifriger wurde und die kleine Kirche nicht Raum genug für die Anwesenden bot. Der „Hanksolder“ hat Raum schaffen müssen. So ging Pastor Michael Spannier ganz auf in der Sorge für sein Gotteshaus und seine Gemeinde. Als das müde Alter kam, da ließ sein Eifer nicht nach, gerade in den letzten Jahren seines Lebens zeigt er eine besondere Regsamkeit, wie die Anschaffungen beweisen. Nur zweimal wird eine Ausbesserung der Weddemhaue (Pastorat) angeführt. Als 1660 der Tod ihm den Hirtenstab aus der Hand nimmt, da findet er seine Ruhestätte vor dem Altare unter einem Baumberger Grabsteine. In Antiquaschrift stand schlicht und einfach nur der Name darauf: „Michael Spannier“. Auch jetzt noch ruht seine Asche unter der Kirche. Sein Name wird den meisten Bewohnern von Erle unbekannt sein. Möge diese Zeilen ihm ein Denkmal sein und bei den späteren Geschlechtern ein dankbares Gedenken auslösen; dann haben sie ihren Zweck erfüllt.


Nachschrift.

Aus dem Generalvikariat erhalte ich die Nachricht, daß ein Michael Spanier (mit einem n) Coesfeldiensis am 16. Oktober 1611 die niederen Weihen in Münster empfangen habe. Spanier war also ein Coesfelder. Die Schreibweise mit „nn“ fußt auf eine Abschrift, die von einer Gerichtsverhandlung im Pfarrarchiv zu Erle sich befindet und fehlerhaft sein muß. Die Zeit seiner Priesterweihe konnte noch nicht festgestellt werden, da die Weiheregister zwischen 1620-1623 nicht mehr zu finden sind.

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Dieser Text wird mit freundlicher Genehmigung von Elisabeth und Julius Lammersmann hier gezeigt. Das berechtigt aber nicht zu der Annahme, das dieser im Sinne des Urheberrechts als frei zu betrachten sei und daher von jedermann benutzt werden dürfe. Alle Rechte liegen weiterhin bei den Erben von Heinrich Lammersmann.