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Neben der weit und breit bekannten Femeiche gibt es in Erle ein weiteres markantes Exemplar einer Eiche. Der Baum ist aktuell ca. 25m hoch und hat einen Stammumfang von ca. 370cm. Die Eiche steht an der Straße "Am Ehrenmal" direkt hinter dem Feuerwehrgerätehaus. Die seit 1996 den Status eines Naturdenkmals führende Eiche begrenzte früher das südliche Ende des alten Erler Friedhofs, auf dem heute der Kinderspielplatz und der ehemalige Bolzplatz zu finden sind.
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Die Geschichte dieses Baumes geht bis auf den Kulturkampf zurück, als Reichskanzler Otto von Bismarck und das evangelische Preußen mit Gesetzen gegen die katholische Kirche stritten.  Der damalige Pfarrer Nonhoff und die Erle haben mit der Pflanzung der Eiche das 25jährige Papstjubiläum von Pius IX gefeiert. Das Dorf war mit Fahnen und Maien geschmückt, der Vorgängerbau der heutigen Kirche festlich ausgestattet. Im Mittelpunkt stand ein Eichenschössling aus der Östrich, der zur Feier und Erinnerung an Papst Pius IX eingepflanzt werden sollte. Unter Böllerschüssen und mit einer Prozession wurde der Schössling dann durchs Dorf getragen und an seinem heutigen Standort eingepflanzt. Mit in die Pflanzgrube wurde eine Art Zeitkapsel, ein Flasche, in der ein Dokument enthalten war, auf dem folgendes stand: "Am 16. Juni 1871, am Fest des 25.-jährigen Jubiläums unseres hl. Vaters Pius IX ist diese Eiche hier auf dem Kirchhof gepflanzt, zum Andenken an dieses Papstjubiläum".

 

Piuseiche X Piuseiche
Standort der Piuseiche am Feuerwehrhaus.
Foto:
Michael Kleerbaum
Piuseiche

Piuseiche
Foto:
Michael Kleerbaum


Piuseiche
Foto:
Michael Kleerbaum

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Der gleichen Tag aber war auch der sog. "Friedenstag", von Reichskanzler Otto von Bismarck ausgerufen. In der Reichshauptstadt Berlin wurde eine Friedensdemonstration abgehalten, überall in Deutschland sollten die Glocken zum Friedensgeläut läuten.

Es ist zu vermuten, dass Pfarrer Nonhoff seine Möglichkeiten nutzte um seine Position als Katholischer Priester im Bismarckschen Kulturkampf darzustellen. Jedenfalls haben in Erle die Glocken nicht auf Befehl des Reichskanzlers geläutet und die Eiche wurde ohne jeden Zweifel zu Ehren des Papstes gepflanzt.

Piuseiche

Die Piuseiche ist ein Naturdenkmal.
Foto:
Lisa-Marie Kleerbaum
, mit freundlicher Genehmigung

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Nach dem endgültigen Sieg der Gegenreformation in der Herrlichkeit Lembeck wurde die Heimat zu der tief im Katholizismus verwurzelten, "schwarzen" Gegend, wie sie auch heute noch teilweise ist. Erst als Folge der großen Völkerwanderung nach dem 2. Weltkriege gibt es in Erle einen Zuwachs von Protestanten und Konfessionslosen.

Noch zu "Kaisers Zeiten" gingen die Pohlbürger aus der Kirche, wenn dort für den Kaiser gebetet wurde - so kaisertreu man sonst auch war. Der Kulturkampf unter Bismark gegen die katholische Kirche wirkte in unserer Gegend noch lange nach.

 

Allee in Overbeck     Erler Piuseiche
Erler Piuseiche
Foto: Alfred  Gebauer, mit freundlicher Genehmigung

Erler Piuseiche
Foto: Frank Brächter, mit freundlicher Genehmigung

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Foto: Lisa-Marie Kleerbaum, mit freundlicher Genehmigung

 

X Piuseiche
Inschrift Nr. 1
Foto:
Walter Biermann

Inschrift Nr. 2
Foto:
Walter Biermann


Kreuz unter der Piuseiche
Foto: Walter Biermann

 

 


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