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Früher Knabenschule, Polizeiposten und "Frau Dickers Haus"
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Das kleine Häuschen Silvesterstraße Nummer 5 hat in der Vergangenheit viel gesehen und auch viel mitgemacht. Allgemein bekannt ist es in Erle als die alte Polizeistation Dicker oder einfach "Frau Dickers Haus". Genauso wie z.B. die Häuser der örtlichen Gastwirtschaften, das ehemalige Wohnhaus der jüdischen Familie Cahn oder das alte Pastorat gehört das Haus Silvesterstraße Nr. 5 zu den markanten Häusern unseres kleinen Dorfes.
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Anni Dickers altes Haus, früher Schule und Polizeiposten, heute Heimathaus
Foto: 
Hans-Dieter Dicker, mit freundlicher Genehmigung


Fünfzig Jahre früher. Im Hintergrund ist die "Hohe Schule" noch zu sehen.
Foto: Familie Dicker, mit freundlicher Genehmigung

 

Errichtet wurde das Haus 1893 als das damals vierte Schulgebäude des Dorfes. Das Erdgeschoss bestand damals nur aus einer Diele und einem Klassenraum, indem auf  ca. 68m² bis zu 100 Schüler der Klassen 1 bis 8 unterrichtet wurden. Damals der Zeit entsprechend nur Jungen. Die Mädchen wurden ein Haus vorher, in der ehemaligen Volksbank und heutigen Kiosk "Schacht 4" und Bäckereiladen Spangemacher unterrichtet. 1908 wurde dann die so genannte "Hohe Schule" auf dem heutigen Gelände der Silvesterschule gebaut, so dass die Knabenschule zu einem Wohnhaus mit zwei Wohnungen für Lehrerinnen umgebaut werden konnte [1]. Bis zum großen Luftangriff am 23.03.1945, bei dem das Haus auch beschädigt wurde, lebten ununterbrochen Lehrerinnen darin.
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Silvesterstraße Nummer 5 im Winter...
Foto: Hans-Dieter Dicker, mit freundlicher Genehmigung


...und im Frühling.
Foto: Hans-Dieter Dicker, mit freundlicher Genehmigung

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Danach wurde das Haus zum Erler Polizeiposten, der zum Polizeirevier Dorsten gehörte. Einer der beiden Polizeibeamten, die ab 1946 in Erle Dienst verrichteten, ein Herr Weitkämper, lebte mit seiner Frau und drei Kinder in der Wohnung der Polizeistation, während Hans Dicker mit seiner Frau Anni bei Honvehlmann zur Miete wohnte. Als Polizist Weitkämper Ende 1951 versetzt wurde zog Hans Dicker mit Familie Ende Februar 1952 in das Haus Silvesterstraße 5 ein. Bis zum Tode Hans Dickers im Jahr 1968 blieb die Polizeistation dort. Danach wohnte Frau Dicker weiterhin dort, bis sie 2005 zu ihrem Sohn zog. Frau Dicker ist noch vielen Erlern bekannt, wohnte sie doch über 53 Jahre in dem markanten Häuschen auf dem Schulgelände.
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Damals, als das heutige Heimathaus...
Foto: Familie Dicker, mit freundlicher Genehmigung


...noch der Polizeiposten in Erle war.
Foto: Familie Dicker, mit freundlicher Genehmigung
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1992 wurde das Haus endlich mal modernen Standards angepasst und gründlich renoviert. Bis dahin hat Frau Dicker das Haus noch mit Holz- und Brikett-Öfen heizen müssen. Vielen Leuten werden die altertümlich wirkenden Türklinken mit dem Daumendrücker in Erinnerung bleiben. Im Zuge dieser Grundsanierung hat man dann dem Erler Heimatverein das obere Geschoss überlassen und seit 2004 gibt es dort ein kleines Heimatmuseum, in dem  Fundstücke aus der Frühzeit Erles als Dauerausstellung zu sehen sind [2]. Führungen kann man beim Heimatverein vereinbaren.

Hier finden Sie Fotos der Funde.
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Polizist Dicker und der damalige Bürgermeister begrüßen den Bischof,. 1952
Foto: Familie Dicker, mit freundlicher Genehmigung


Hans Dicker mit seinen Söhnen.
Foto: Familie Dicker, mit freundlicher Genehmigung


Foto: Helmut Kölking, mit freundlicher Genehmigung



Quellen:
[1] Ingrid Sönnert. Damals... Menschen und Geschichte(n) aus Raesfeld, Erle und Homer, Gemeinde Raesfeld 1997, ISBN 3-9804028-1-9, S. 246ff.
[2] Johannes Kempken: 10 Jahre Heimatverein Erle. Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck, 1999, S. 75ff