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Das in Erle gesprochene Niederdeutsch nennt sich Erler Sandplatt, einer lokalen Färbung der Westmünsterländischen Mundart. Zusammen mit dem Münsterländischen, dem Ost- und Südwestfälischen bildet das Westmünsterländische den Dialektverband "Westfälisch".  Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch in Erle das Plattdeutsche immer weniger gesprochen, doch nach der Jahrtausendwende finde viele Kinder durch Frau Ingrid Horstmann, die ehrenamtlich die Plattdeutsch-AG und -Theatergruppe aufgebaut hat und bis heute leitet, Gefallen am lebendigen Sprechen der alten Dorfsprache.

Hier auf dieser Seite werde ich nach und nach schriftliche Beispiele für das Erler Sandplatt veröffentlichen, teilweise sogar mit Audiobeispielen.


Das Erler Lied
 

Tüsken dicken Ekenknorren,
Tüsken Busch un Sump un Sand
Ligg uis stille Heededoerpken
 Erle - witt und britt bekannt.
Do geww't wennig rieke Loeije,
Denn de Felder sünd bar Sand,
-
Doch in jedem Hus wonnt Tröije,
Un, we flietig, nährt dat Land.
-
Welbekannt is uise Eke,
De oll öwwer dusend Johr;
Gaeste heww se olle Weke
Mehr es hundert - dat is wohr.
-
Doch de Ek heww grote Lücken
In de Krone, in den Stamm.
-
Dorüm goffenwie ehr Stütten,
Un so steht se troj und stramm.
-
Un so fest wie uise Eke
Sünd hierlands bold olle Lüij.
Schlechte findest du nich fäke,
Dörweggs sünd de uprecht, tröij;
Sünd de olt, dann nemmt se Krücken,
Doch de Tröij bliww stark und grot,
-
Schwack un olt weart blos de Bütten,
We bliwwt tröij bis in den Dot!

Text: Hauptlehrer Fritz Sagemüller

Zwischen dicken Eichenknorren,
zwischen Busch und Sumpf und Sand
liegt unser stilles Heidedörfchen
 Erle - weit und breit bekannt.
Da gibt es wenig reiche Leute,
denn die Felder sind aus Sand.
-
Doch in jedem Haus wohnt Treue,
und, wer fleißig ist, den nährt das Land.
-
Wohlbekannt ist unsere Eiche,
die über tausend Jahre alt.
Gäste hat sie jede Woche
mehr als hundert - das ist wahr.
-
Doch die Eiche hat große Lücken,
in der Krone, in dem Stamm.
-
Darum gaben wir ihr Stützen,
und so steht sie treu und stramm.
-
Und so fest wie unsere Eiche
sind hierzulande bald alle Leute.
Schlechte findest Du nicht häufig,
durchweg sind sie aufrecht, treu;
sind sie alt, dann nehmen sie Krücken, 
doch die Treue bleibt stark und groß.
-
Schwach und alt werden bloß die Knochen,
wir bleiben treu bis in den Tod.

Text: Hauptlehrer Fritz Sagemüller 

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.

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Die Pingsterbruud
 

De Pingsterbruud, de get heruut,
all hier; all doar; all jedes Joar.
En Ai, dat batt ähr nich.
Twee Aier; dat schaadt ähr nich.
Fiewenentwintig up en Diss, 
dann weet de Bruud dat Pingsten is.

Nu loat uis nich so lange stoan,
wie willt noch en Hüsken wieder goan.
Frou, Frou, klopp äs an dat Hohnernüst
un nem doar fiewenentwentig Aier drut.
Et is för uise Schwestern.

Text: Unbekannt

Die Pfingstbraut, die geht hinaus,
hier und dort, jedes Jahr.
Ein Ei, das nutzt ihnen nichts.

Zwei Eier; das schadet ihnen nichts.
Fünfundzwanzig auf einen Tisch,
dann weiß die Braut das Pfingsten ist.

Nun lass uns nicht so lange stehen,
wir wollen noch ein Häusschen weiter gehen.
Frau, Frau, hau auf das Hühnernest
und nimm dort fünfundzwanzog Eier heraus.
Es ist für unsere Schwestern.

Text:
Unbekannt 

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.

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Bauernweisheit
 

"Datt mott reskierdt wärn", sagg de Bur, da satt he ne Gans uppt Water: "Versüppt se, dann versüppt se."

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

"Das muß reskiert werden", sagt der
Bauer, und setzt die Gans aufs Wasser:
"Ersäuft sie, dann ersäuft sie."


Aufgeschrieben von  Hauptlehrer Fritz Sagemüller 

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.


Bauernweisheit
 

"Völl Geschrei un wennig Wulle", sag de Düwel, doh waß he met’t Schwin ant scheern.

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

"Viel Geschrei und wenig Wolle",
sagte der Teufel, als er dabei war, das
Schwein zu scheren. 


Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.


Bauernweisheit
 

Vör Johanni is Bitte öm Regen,
no Johanni kömp he ungelegen.


Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

Vor Johannis wird um Regen gebeten, 
Nach Johannis kommt der ungelegen.

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.


Bauernweisheit
 
Ett is, as use Moder segg,
söchs te wat, dann is't wegg.

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

Es ist, wie unsere Mutter sagt,
suchst Du was, dann ist es weg.

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.


Abzählreim
 

Willm, Willm Pippendreiher,
hett de Bucks vull Kiebitzeier,

Kiebitzeier mag he nich,
andre Eier kriegg he nich.

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

Willhelm, Willhelm Pippendreher,
hat die Hose voller Kiebitzeier,

Kiebitzeier mag er nicht,
andere Eier bekommt er nicht.
 

Aufgeschrieben von Hauptlehrer Fritz Sagemüller

 

Gesprochen von Sarah Kleerbaum.