Katholische
Kirchen, die unter dem Schutze des Kirchenpatrons St. Silvester stehen
sind in Deutschland sehr selten. Außer Erle gibt es nur noch eine Handvoll anderer St. Silvester geweihter Gotteshäuser: Kapelle St. Silvester in Brenk,
Kath. Kirche St. Silvester in Hirschlatt, Kapelle St. Sylvester in Gailenberg, Sylvesterkapelle in Goldbach und Kath. Pfarrkirche St. Silvester
in Hausen.

WER WAR DER HL. ST. SILVESTER?
Die Wikipedia gibt Auskunft: "Silvester I. (†
31. Dezember 335 in Rom), dessen Namenstag am letzten Tag des
Kalenderjahres gefeiert wird, amtierte von 314 bis zu seinem Tod 335
als Bischof von Rom (Papst). Silvester folgte am 31. Januar 314
Miltiades als Papst. Sein Name wurde 813 in den Kirchenkalender
aufgenommen. Nach ihm wurde der später heiliggesprochene Marcus Papst.
Nach einer frühmittelalterlichen Legende soll
Silvester den kranken römischen Kaiser Konstantin den Großen vom
Aussatz geheilt und getauft haben. So dokumentiert es die
Konstantinische Schenkung, eine gefälschte Urkunde, deren Entstehung
man im 6. oder 7. Jahrhundert vermutet. Verbreitet wurde die Legende in
der mittelalterlichen Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Zum Dank
für die Heilung soll Silvester von Konstantin das sogenannte
Patrimonium Petri, das die Grundlage des späteren Kirchenstaates
bildete, als Geschenk erhalten haben. Die Behauptungen der Legende
halten einer Überprüfung nicht stand: Konstantin hatte bereits 313 im
Toleranzedikt von Mailand das Christentum offiziell erlaubt, Silvesters
Vorgänger Miltiades das Gelände des heutigen Lateranpalastes übergeben
lassen und beim Konzil von Nicaea 325, an dem Silvester persönlich
nicht teilnahm, sich aber von zwei Presbytern vertreten ließ, das erste
Glaubensbekenntnis festschreiben lassen, das Nicaenum. Silvester war
es, der über dem Petrusgrab in Rom, im Gräberfeld des Vatikanischen
Hügels, die erste Petruskirche erbauen ließ.
Silvester starb am 31. Dezember 335. Sein Leichnam wurde in der
Priscillakatakombe an der Via Salaria Nova in Rom beigesetzt. Er wird
als Heiliger verehrt und ist der erste heilige Papst, der nicht das
Martyrium erlitten hat. Sein Gedächtnis wird von der
griechisch-orthodoxen Kirche und der bulgarisch-orthodoxen Kirche am 2.
Januar, von der russisch-orthodoxen Kirche am 15. Januar und von der
römisch-katholischen an seinem Todestag, dem 31. Dezember, gefeiert.
Dieser Tag wird deshalb Silvester genannt. Sein Name bedeutet: der
Waldmann (lat., von silva ‚Wald‘). Silvester I. ist Patron der
Haustiere; für eine gute Futterernte, ein gutes neues Jahr."
DIE GESCHICHTE DER KIRCHE IN ERLE
Bis in die graue Vorzeit, als den hier wohnenden
Sachsen die christliche Botschaft mehr oder weniger freiwillig
vermittelt wurde, reichen die Anfänge der Geschichte
der Pfarrei St. Silvester zu Erle. Es wird davon ausgegangen, dass
bereits im 9. Jahrhundert Missionare von Borken aus in der Gegend um
Erle missionierten [1]. Einige Funde, die
in bei Grabungen den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts getätigt wurden
beweisen, dass die fränkisch-merowingischen Siedler im 5.-8.
Jahrhundert, die in der Gegend um Erle heimisch und bereits missioniert
waren [2]. Aber wann die erste Kapelle,
Kirche und der Pfarrhof entstand, oder wer die ersten Pfarrer waren
dass lässt sich heute nicht mehr ergründen, da es keinerlei Unterlagen
aus dieser Zeit mehr gibt. Höchstwahrscheinlich sind sie alle in dem
Jahrhundert der Glaubenswirren und des Wiedertäufertums verloren
gegangen. Es wird vermutet, dass bereits im 10. Jahrhundert an
der Stelle des aktuellen Kirchenbaus eine kleine Kirche aus Holz stand.
Diese Holzkirche soll um die Jahrtausendwende 999-1000 errichtet
worden sein. Das Dorf Erle gehörte bis zum 12. Jahrhundert zur Pfarrei
St. Martin in Raesfeld, wurde dann aber davon getrennt und zur
eigenständigen Pfarrei erhoben [1][11].

St. Silvester in der Silvesternacht 2017
Foto: Christina Kölking, mit freundlicher
Genehmigung.
Dazu schreibt Adolph Tibus in seinem Buch "Gründungsgeschichte der
Stifter, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen im Bereiche des alten
Bisthums Münster" von 1885 [3]:
"4. Daß die kleine Pfarre Erle Filiale von Raesfeld
ist, folgt daraus, daß die Parochianen von Erle jährlich in Raesfeld
zur Synode erscheinen mußten (Nünning Mspt.). Das Visitationsprotokoll
vom J. 1613 sagt auch ausdrücklich: „Erle filia in Raesfeldt". Vom
Bestehen der Pfarre gibt uns zwar das Register vom J. 1313 (oben S.
159) nicht die erste Kunde, sondern Erlere erscheint auch in jener dem
13. Jahrhunderte angehörenden Urkunde unter den die Hansegrafschaft der
Stadt Borken bildenden Parochien. Aber die geringe Taxe von nur 1 Mark,
zu welcher Erle in jenem Register abgeschätzt wurde, läßt doch
annehmen, daß die Gründung der Pfarre nicht vor das 13. Jahrhundert
fällt. Der Ortsname wird im Register Herlere geschrieben, darum ist es
sehr wahrscheinlich, daß der im J. 1201 urkundlich genannte Ritter
Fredericus de Herlon identisch ist mit dem im J. 1207 auftretenden
Fredericus de Erlo, daß die in den Jahren 1246, 1256, 1259, 1270, 1281
und 1285 vorkommenden Henricus de Erlo (auch Erler), Anoldus de Erler,
Liudgerus de Erlo und Bernhardus de Erlo) zu derselben Familie gehören
und daß alle ihren Namen von unserm Erle herleiten. Ist dies richtig,
dann wird das früh ausgestorbene Rittergeschlecht dieses Namens als
Gründer der Kirche von Erle anzusehen und von demselben das
Patronatsrecht über die Kirche auf die Familie von Willich vererbt
sein. Bei der Visitation vom J. 1571 wird nämlich „Willich
Hoiffmeister" als Patron der Kirche von Erle bezeichnet, und nach einer
Urkunde vom 28. Oct. 1626 (im Erler Pfarrarchiv) war damals „Katharina
Freifrau von Pallandt, verwittwete von Wylich, Frau zu Winnendall (bei
Xanten), Pfandfrau zu Düringen, Erbholzrichtersche der Erler Marken und
Collatrix der Kirche daselbst". Nach einer Notiz des Pfarrers Michael
Spannier von Erle war diese Katharina die Wittwe von Adolph Hermann von
Wilach (Wylich), der ihn als Pfarrer am 8. Oct. 1622 in seine Stelle
eingeführt hat). Im J. 1643 hatte schon die Familie von Westerholt zu
Lembeck das Patronatsrecht. Von dieser ging es später auf die Grafen
von Merveldt über. Das Patronatsrecht wird also ein Annexum des
Erbholzrichteramts der Erler Mark gewesen sein. Von ältern Nachrichten
sind noch folgende zu erwähnen:
In einem
Lehnregister der Grafen von Solmisse zu Ottenstein aus dem 14. Jahrh.
stehen angegeben: „in den Kerspele van Erler bat grote Hach V scep.
rocgen tendemate, dat lüttike Hach IX scep. rocgen und elick 4
Hellinge, 1 goes, 1 hoen, 1 schaep wannet dar is). Auf der kleinen
Glocke der Kirche von Erle, die 1851 geborsten und umgegossen ist, fand
sich diese Inschrift: „Catharina heit ic, den doden betrov ic, Hagel
und donner breck ic. MCCCCLXIX". Der Name Catharina kommt neben dem der
h. Muttergottes und des Kirchenpatrons häufig auf Glocken vor. Die alte
Kirche wurde im Jahre 1560 während der Stürme der Reformation
eingeäschert, dann wieder aufgebaut und im J. 1631 nach der Ostseite
hin erweitert. Gegenwärtig ist ein Kirchenneubau im Werke.
Patron der
Kirche zu Erle ist der h. Papst Sylvester. Wie wir schon öfters
wahrgenommen, haben die Filialkirchen vielfach ein dem Patrocinium der
Mutterkirche verwandtes Patrocinium gewählt. Das trifft auch hier
wieder zu. St. Sylvester steht nicht blos wie St. Remigius an der
Spitze einer neuen Aera der Kirchengeschichte, sondern das kirchliche
Officium stellt auch ausdrücklich den h. Remigius an Tugenden dem h.
Sylvester gleich. Wir finden auch nirgends so viele Kirchen zusammen,
welche der allgemeinen Regel zuwider Heilige als Patrone verehren, die
nicht zu den Märtyrern zählen, als in der Umgebung von Borken, Hier hat
Raesfeld den h. Martinus, Erle den h. Sylvester, Ramsdorf die h.
Walburgis, Weseke den h. Liudger, Rhede die h. Gudula, Stadtlohn den h.
Othgerus. Da läßt es sich nicht verkennen, daß Borken mit seinem
Remigius-Patrocinium auf die Wahl der Patrocinien der Nachbarkirchen
Einfluß ausgeübt hat.
Uns liegen heute die Aufzeichnungen
des Pfarrers Michael Spanier vor [4], dem
ersten katholischen Pfarrer nach einer Reihe von sechs protestantischen
und calvinistischen Pfarrern, der ab 1622 fast 40 Jahre lang als
Seelsorger dahingehend gewirkt hat, das die Erler Pfarrkinder den Weg
zum katholischen Glauben zurückfanden. (Siehe auch die Aufzeichnungen
von Heinrich Lammersmann "Michael Spanier"). Nur ein einziges
schriftliches Zeugnis von der Zeit davor ist bekannt [5], nämlich eine Glocke, auf der das Datum
des Gusses mit 1469 angegeben war. (Siehe auch "Die
Glocken von Erle", von H. Lammersmann.)
Deryck van Wijk, dieser Pastor
wird namentlich in einer alten Urkunde als Zeuge bei der
Testamentsaufsetzung des Johann von Raesfeld am 23. November 1500
erwähnt. [6]
Aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Michael Spanier ergibt sich u.a.
folgende Reihe von Pastoren von 1533 an [4]:
Jakob Brabander, er war der letzte katholische
Pfarrer von Erle vor den Glaubenswirren. Er starb 1533.
Johannes Bernadi (Hardenberrich oder
Hadenberg). Halbkatholischer Pfarrer von 1533-1555. Zu dessen oder zu
der Zeit seines unbekannten Nachfolgers scheint das damalige
Kirchengebäude abgebrannt zu sein. So schrieb es Pfarrer H. Korte 1664
in einer Kirchenrechnung.
Unbekannter Vikarius aus Dorsten. Er
ging 1559 angeblich aus religiösen Gründen von Erle weg.
Johann Bocholt, genannt Johann Buchholz.
Pfarrer in Erle von 1559 bis 1566. Er ging dann ins Emsland.
Philippus Raßfelt. Pfarrer von 1566 bis
vermutlich 1586. Er war ein verbitterter, schlimmer Calvinist. Mit der
allgemeinen Billigung der verblendeten Gemeinde zerstörte er alle drei
Altäre des damaligen Kirchenbaus, verbrannte alle Heiligenbilder, alle
Statuen wurden aus der Kirche verbannt, die Wandgemälde überweißt, das
Tabernakel geleert. Es wurden von einem Beauftragten des Bischofs aus
Münster nur noch einige protestantische Gesangbücher und im Taufbrunnen nur Fliegen
und Spinnenweben vorgefunden. Nach 20 Jahren wurde er vermutlich nach Bevergen
geholt und später des Landes verwiesen.
Jakob Funke, Pfarrer von 1586 bis 1590.
Von diesem wissen wir durch Michael Spanier nur, dass er aus Dorsten kam
und nach 3-4 Jahren dorthin wieder zurückkehrte.
Conradus Storrich, Pfarrer von
1590-1622/'23. Heinrich Lammersmann berichtet über diesen: "Gerade
dieser Pastor muß in der Gemeinde Erle viel Unheil angerichtet haben
durch seine Unbeständigkeit und sein schlechtes Beispiel."
Wahrscheinlich hat er wegen einem Erlass des Münsteraner Fürstbischofs
Ferdinand die Gemeinde verlassen müssen und zog mit seiner Frau nach
Schermbeck. Wegen seiner vielfältigen Verfehlungen soll er nach seinem
Tode keine Ruhe gefunden haben und soll noch heute mit seiner Frau im
Arme auf dem Wege zur Ludgeruskapelle "umgehen".
Michael Spanier, Pfarrer von 1622 bis
1659. Michael Spanier hat nach den ganzen Wirren und Glaubensirrungen
die Erler wieder auf den katholischen Weg zurückgebracht und unter
großen persönlichen Opfern und mit viel Engagement das damalige
Kirchengebäude wieder auf Vordermann gebracht. Ausführlich berichtet
Heinrich Lammersmann in seinem Aufsatz "Michael Spanier" über
diesen Pfarrer.
Heinrich Korte, Pfarrer von 1659 bis
1678. Er schrieb 1664 auf, dass "die Kirche
vor Hundert und etlichen Jahren durch eine Fewerß Brunst
eingeäschert..."
Hermann Quickstert, Pfarrer von 1678 bis
1727. Er begann sofort ein Kopulationsregister zu führen, ab 1696 auch
ein Taufregister. Vor allem Pfarrer Quickstert verdankt die Gemeinde
St. Silvester die ersten regelmäßigen schriftlichen
Aufzeichnungen, z.B. hat er auch detaillierte Aufzeichnungen über die
Kirchengüter gemacht. Er gründete auch die ersten beiden Schulgebäude.
Joseph Cumann, Pfarrer von 1727 bis
1769. Pfarrer Cumann führte das Sterberegister ein und die Gemeinde durch den
siebenjährigen Krieg und erhielt und verschönerte das damalige
Gotteshaus trotz der mühseligen Umstände. Er ließ auch als erster
Pfarrer die kirchlichen Ländereien vermessen und durch Grenzsteine
sichern.
Joseph Anton de Weldige-Cremer, Pfarrer
von 1770 bis 1814. Dieser Pfarrer führte Erle durch die schwierige Zeit
der Säkularisation, der Besatzung durch die Franzosen, dem
berüchtigten "Kosakenwinter" 1813-1814. Pfarrer de Weldige-Cremer hat
auch die Erler Femeiche vom kranken Kernholz befreien lassen.
Franz Lohede, Pfarrer von 1814 bis 1843.
Als erstes baute Pfarrer Lohede ein dringend benötigtes größeres
Schulhaus und reparierte und verschönerte das von seinem Vorgänger
durch die Umstände vernachlässigte Gotteshaus.
Anton Nonhoff, Pfarrer von 1843 bis
1891. Pfarrer Nonhoff hinterließ eingehende Aufzeichnungen in der
Kirchenchronik. Pfarrer Nonhoff feierte in Erle sein silbernes,
goldenes und diamantenes Pfarrjubiläum. Er war auch der Initiator der
Pflanzung der Pius-Eiche [12] zu Ehren
des Papstjubiläums Pius IX. In der Zeit von Pfarrer Nonhoff fällt auch
der Abriss der kleinen Kirche und der Neubau des jetzigen
Kirchengebäudes [13].
Peter Karthaus [7][8],
Pfarrer von 1891-1927, zuvor Kaplan in Erle von 1887 bis 1891. Pfarrer
Karthaus ist als u.a. wegen seiner unermüdlichen Bemühungen, das neue
Gotteshaus würdig auszustatten und wegen seines selbstlosen,
bescheidenden Einsatzes als Seelsorger in seiner Gemeinde in die Erler
Kirchengeschichte eingegangen. Hervorzuheben ist, dass er 1923
bescheiden auf die Nennung seines Namens auf den neuen Kirchenglocken
verzichtet hat und das er aus Rom eine Reliquie des hl. St. Silvester
mit nach Erle brachte. Die Kaplanei an der Schermbecker Strasse wurde
1914 gebaut, ebenso der neue Friedhof 1926 eingeweiht. Ausführlich berichtet Heinrich
Lammersmann in seinem Aufsatz "Landdechant Peter Karthaus" und "Das goldenen Priesterjubiläum des
hochw. Dechant P. Karthaus" über diesen Pfarrer. Zu Ehre von
Dechant Karthaus wurde in Erle eine Straße nach ihm benannt.
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Pfarrer
Anton Nonhoff
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit
freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage
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Dechant Peter Karthaus
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit
freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage |
Pfarrer Eberhard Grosfeld
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit
freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage |
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Eberhard
Grosfeld, Pfarrer von 1928 bis 1948. Unter Pfarrer Grosfeld
wurde die Kirche weiter ausgestattet und auch zum ersten Mal renoviert.
1930 wurde unter der Sakristei ein Keller und für die Kirche eine
Warmluftheizung angelegt. In seine Zeit in Erle fallen auch die
bittersten Momente der neueren Zeit. Pfarrer Grosfeld musste
miterleben, wie die Nationalsozialisten den Unterricht von Geistlichen
in den Schulen und die Fronleichnamsprozession sowie sämtliche
kirchliche Fahnen verbieten und alle kirchlichen Vereine auflösen ließen. Auch musste die
Kirchengemeinde am 22.01.1942 die beiden größten Glocken, die ja erst
von Dechant Karthaus gestiftet worden sind, zur Einschmelzung
abliefern. Und er musste mit ansehen, wie am Unglückstag Erles, dem 23.
März 1945, die Kirche und Teile des Dorfes durch Fliegerangriffe
zerstört wurden. Dieses dramatische Ereignis wird vom Augenzeuge Gerd
Buskamp [9] in seinen "Erinnerungen
unter der Femeiche" geschildert.
Theodor Vortmann, Pfarrer von 1949 bis
1966. In der Zeit von Pfarrer Vortmann begann der Wiederaufbau des
Kirchenbaus und auch der restliche Teil seines Priestertums in Erle ist
von den Aufbauarbeiten geprägt. Neben der Kirche entstand auch das
Jugendheim im Pastorat, die neue kath. Volksschule (Silvesterschule)
wurde eingeweiht und der neue Silvesterkindergarten wurde gebaut. Mit
dem Neubau der Sakristei wurde begonnen.

Totenbriefchen für Pastor Theodor Vortmann
Quelle: Archiv Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung
Hermann Schürmann, Pfarrer von 1966 bis
1992. Unter Pastor Schürmann wurde die Pfarrbücherei 1967 im damaligen
Pastorat, heutigem Pfarrheim, wieder eröffnet. Ebenfalls 1967 wurde der
alte Friedhof an der Silvesterstraße geschlossen und das Gelände
eingeebnet. Später befand sich darauf der Bolzplatz der Erler Jugend,
dann wurde auf einem Teil des Geländes mit dem Jugendhaus überbaut. Im
Juni 1970 wurde die Umgestaltung der Kirche nach Plänen von Prof.
Manfred Ludes aus Dorsten begonnen, zu Ostern 1971 erhielt die Kirche
ihre damals sehr moderne neue Chorausstattung durch den regional sehr
bekannten Künstler und Bildhauer Hermann Kunkler. 1974 wurde die neue
Friedhofskapelle eingeweiht, 1977 das neue Pastorat, ebenfalls von
Prof. Manfred Ludes geplant. Das alte Pastorat wurde zum Pfarr- und
Jugendheim umgewidmet.
Franz-Josef Barlage, Pfarrer von 1992
bis 2010. "Die Kirche sieht von außen aus wie ein Aussätziger".
So, oder so ähnlich soll, laut dem Volksmund, der erste Eindruck des
neuen Pfarrers von unserer Kirche gewesen sein, die auch in den 90er
Jahren des 20. Jahrhunderts noch deutlich sichtbar die Spuren der
Ausbesserungen der Kriegsschäden sowie den, in den Jahrzehnten seit dem
Krieg, zu Erles Wahrzeichen gewordenen stumpfen Turm zeigte. Da aber
noch genügend Erler die alte, neugotische Kirche kannten konnte Pastor
Barlage in einer beispiellosen Aktion genügend Gelder sammeln um der
Kirche innen und vor allem außen fast das alte Aussehen wiederzugeben.
1998 bekam Erle endlich wieder seinen schönen Kirchturm wieder. Das
dieser höher ist als der Raesfelder haben die Erler mit Zufriedenheit
zur Kenntnis genommen. Fotos vom Richtfest finden Sie hier.
Pastor Barlage war der letzte eigenständige Pfarrer der Kirchengemeinde
St. Silvester Erle..
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Pfarrer
Theodor Vortmann
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit
freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage
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Pastor Hermann Schürmann
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit
freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage |
Pastor
Franz-Josef Barlage
Foto: Gaby Eggert,
mit freundlicher Genehmigung
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DIE KATHOLISCHEN GOTTESHÄUSER IN ERLE
Geschichtlich gesichert, das heißt in Urkunden und
Berichten erwähnt sind fünf Gotteshäuser [1],
durch Augenzeugen bekannt sind allerdings nur vier. Natürlich wird es
auch schon vorher diverse Kirchenbauten gegeben haben, aber leider hat
die Zeit ihr Tuch des kollektiven Vergessens darüber gebreitet. Sehr
detailliert hat als einer der letzte Augenzeugen der Heimatforscher
Heinrich Lammersmann das sog. "Alte Kirchlein" in seinem Aufsatz "Das
kleine Kirchlein 1550-1875" beschrieben [10].
???? bis 1550
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Erwähnter,
aber unbekannter Kirchenbau
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1550 bis 1875
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Das sog.
"kleine" Kirchlein
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1875 bis 1879
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Die erste
Notkirche während des Neubaus
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1875 bis ....
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Das heutige
Kirchengebäude
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1945 bis 1950
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Die zweite
Notkirche während des Wiederaufbaus
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DAS KLEINE KIRCHLEIN 1550 BIS 1875 [10]
Da Heinrich Lammersmann diese Kirche und ihre
Geschichte in seinem Aufsatz "Das keine Kirchlein 1550-1875"
bereits so ausgezeichnet detailliert beschrieben hat,
verzichte ich hier an dieser Stelle auf eine erneute Beschreibung und
wende mich dem heutigen Gotteshaus zu.
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Die
kleine Kirche von Erle 1550-1875
Zeichnung: Hauptlehrer Lammersmann |
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DIE HEUTIGE
KIRCHE 1875 BIS 1945 [1]
Bereits 1864 hat sich der damalige Pfarrer Nonhoff Gedanken darüber
gemacht, wie er das Problem seiner ständig überfüllten Kirche lösen
könnte. Bei den Gottesdiensten war es die Regel, das die Kirchentüren
geöffnet blieben mussten, weil die Gläubigen nicht alle Platz in der
Kirche fanden und teilweise auf dem Kirchplatz stehend dem Gottesdienst
folgen mussten. Ein Neubau war die Lösung, doch die entbehrungsreiche
damalige Zeit hat die Kassen der Kirchengemeinde geleert. Pfarrer
Nonhoff wandte sich an den Münsteraner Architekten und
Diözesanbaumeister Hilger Hertel der Ältere für die Anfertigung einer
Skizze, eines Planes und eines Kostenvoranschlags, die Rechnung über
160 Thaler darüber mit Datum vom 20.10.1865 ist dem Kirchenarchiv noch
vorhanden. Damit war aber noch keine Kirche finanziert. Also wandte
sich Pfarrer Nonhoff an seinen Bischof und war bei der Beschreibung des
Grundes, warum Erle eine neue Kirche bräuchte, sagen wir mal... sehr
kreativ. Der eine Grund entsprach sogar der Wahrheit, das Gebäude war
einfach zu klein. Aber dass die kleine Kirche auch noch baufällig war
und der unmittelbare Einsturz drohe...das konnte Heinrich Lammersmann
als Augenzeuge des Abbruchs wiederlegen. Zum Schluss mussten sogar die
Fundamente untergraben werden um die Mauern zum Einsturz zu bringen und
der Gebrauch von Pulver zur Sprengung wird erwähnt. Das lässt nicht auf
eine Kirche schließen, die jeden Moment einzustürzen drohte.
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Kommunionkärtchen
24. April 1872
Scan: Archiv Walter Biermann,
mit freundlicher Genehmigung |
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Titelseite
Aufnahmebüchlein Herz-Jesu-Brunderschaft von 17. Januar 1898
Scan: Archiv Walter Biermann,
mit freundlicher Genehmigung |
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Innenseiten
Aufnahmebüchlein Herz-Jesu-Brunderschaft von 17. Januar 1898
Scan: Archiv Walter Biermann, mit
freundlicher Genehmigung |
Es hat wohl geholfen, jedenfalls gab der Bischof von Münster, Joh.
Georg, 1867 den Pfarrern seiner Diözese die Empfehlung, für
den Kirchenneubau ein Kollekte abzuhalten und deren Schäfchen
eine reichliche Beteiligung an der derselben zu empfehlen. Diese
Erlaubnis vorwegnehmend hatte Pfarrer Nonhoff bereits ein Jahr vorher
in Dorsten 330 Kollekten-Briefe drucken und bei der Theißingschen
Buchhandlung diverses Material zur schriftlichen Niederlegung der
Einnahmen gekauft.
Die Mühe, die sich Pfarrer Nonhoff damit machte trug auch schon schnell
Früchte, so übersandte der Dülmener Dechant Joh. Böckenhoff, ein
gebürtiger Erler, 97 Thr an die Silvestergemeinde. Auch aus anderen
westfälischen Gemeinden wird Kollektengeld eingetroffen sein, denn 1878
konnte Pastor Nonhoff eine Summe von Eingängen über 9000 Thr.
verzeichnen. Trotzdem reichte das Geld nicht aus, so dass Nonhoff auch
bei den Gläubigen im Regierungsbezirk Düsseldorf um Geld für den
Kirchenneubau bat.
„Freundliche Bitte!
Die
kath. Pfarrgemeinde Erle, im Amte
Altschermbeck Kreises Recklinghausen, war genöthigt, eine neue Kirche
zu bauen, weil die alte wegen Baufälligkeit mit dem Einsturze drohte.
Die Pfarreingesessenen an der 897, wovon ein bedeutender Theil in der
angrenzenden Bürgermeisterei Schermbeck Kreises Rees Regierungsbezirks
Düsseldorf wohnt, ist arm, muß sich von dem hier geringen Tagelohn und
vom Ackerbau auf einem notorisch unfruchtbaren Sandboden nähren, und
ist außerdem mit vielen Schulden belastet. In gerechter Würdigung
unserer traurigen Lage hatte uns deshalb vor einigen Jahren das Königl.
Ober-Präsidium zu Münster eine Hauscollekte in der Provinz Westfalen
bewilligt, die unter Zurechnung einer Kirchencollecte die Summe von
90000 Th!r. eingebracht. Um den bereits angefangenen aber noch
nicht vollendeten Neubau unserer Kirche vollenden zu können, ist uns
von der Königl. Regierung zu Düsseldorf jetzt eine Hauskollekte in dem
Regierungsbezirk Düsseldorf gewährt worden. Und so kommen wir denn,
katholische Mitbürger, vertrauend auf eure Güte und Mildthätigkeit, zur
euch und klopfen an eure Thüre, um euch flehentlich zu bitten, uns eine
milde Gabe zu Vollendung des Baues unserer Kirche zu spenden. Wir
wollen auch zu Gott, dem Vergelter alles Guten, für euch beten, damit
er euch die irdische Gabe mit himmlischen Gütern reichlich belohnen
wolle.
Erle, den
30. Juli 1878
Der
Kirchenvorstand.
Nonhoff,
Pfarrer."
Die finanzielle Lage war nach über 11 Jahren des fleißigen Sammelns
wohl immer noch sehr prekär. Das lässt sich aus einer öffentlichen
Versteigerung des Bauschutts des alten Kirchleins im September 1875
schließen. Doch irgendwie hat der Pfarrer es dann doch offensichtlich
geschafft, die vom Baumeister Hertel veranschlagten 13.800 Thaler
aufzutreiben und so konnte endlich mit dem Bau der neuen Kirche
begonnen werden. Doch bevor das kleine Kirchlein abgerissen werden
konnte musste natürlich für die Übergangszeit eine Notkirche her.
Glücklicherweise verkaufte damals 1874 Graf Ferdinand von Merveldt eine
Scheune, die Pastor Nonhoff von Erler Zimmerleuten abbrechen und wieder
an ihrem neuen Platz aufstellen lies. Diese Unterfangen samt
Vergrößerung der Scheune hat der Kirchengemeinde damals 391 Thr.
gekostet.
Einige Nachrichten über den Neubau der Kirche zu Erle 1875 bis 1879 von
Pfarrer Nonhoff aus der Kirchenchronik zu Erle, zusammengestellt von
Lehrer Gramse im Heimatkalender 1954: [14]
„Am 27. Juli 1875 wurde das letzte Hochamt in der alten
Kirche gehalten zur Danksagung für die vielen von Gott darin
empfangenen Gnaden und damit beim Abbruche der alten und beim Neubau
der Kirche alles glücklich vonstatten gehen möchte. Am 28. Juli gegen 6
Uhr morgens gingen wir in Prozession mit dem Kreuze voran aus der alten
Kirche zur Notkirche, welche auf der Pfarrweide (Wehme) mit dem Eingang
an der Püttstegge erbauet war. Dort angekommen ging ich mit Kaplan
Segbers und Küster hinein und nahm die Benediction derselben vor.
Danach wurde das Sanctissimum aus der alten Kirche unter dem Geläute
der Glocken feierlich abgeholt und mit dem Ciborium in die Notkirche
gebracht und wurde das erste Hochamt in der Kirche gehalten. Am 10.
August begann der Maurermeister Bernhard Koch aus Dorsten mit seinen
Arbeitern mit dem Abbruch der alten Kirche. Er wurde nach 7 bis 8
Wochen damit fertig. Mit den Grundmauern des Turmes an der Nordseite
ist am 8. Oktober der erste Anfang zum Neubau gemacht, nachdem zuvor morgens eine Messe gelesen und Gottes Hilfe beim Kirchenbau erfleht
wurde. Auf Wunsch des Maurermeisters wurde vom Pastor, Kaplan Segbers,
Johann Brandt, vom Rendanten Johann Böckenhoff und vom Vorsteller Franz
Koch in verschiedenen Ecken ein Grundstein gelegt. Darauf begann die
weitere Arbeit. Die Maurerarbeit mußte zu zwei Malen auf längere Zeit
sistiert werden, weil es an Ziegelsteinen mangelte.
Anfang August 1877 war die Mauer der Kirche und des Chores bis zur Höhe
des Dachstuhles fertig, auch im Innern die steinernen Pfeiler mit
Überbrückung. Die Ziegelsteine zum Bau unserer Kirche sind, mit
Ausnahme der Formsteine, auf der Pastoratsweide von hiesigen Arbeitern
(Heinrich Klaus, Eberhard Demmer, Johann Wewers und Hermann Gülker)
unter Leitung meines Kaplans Segbers gebrannt worden.
Das war für unseren Bau von ungemein großem Nutzen, nicht allein weil
wir die Ziegelsteine ganz in der Nähe der Baustelle hatten, sondern
weil wir die Ziegel so billig hatten; die 1000 Stück zu ungefähr 5
Taler (15Mark). Nun kam wieder zu unserem größten Leidwesen ein
Stillstand von 10 bis 11 Wochen, weil der Zimmermeister J. Terwey aus
Raesfeld seine Arbeit noch nicht fertig hatte, um das Kirchendach
aufführen zu können.
Erst am 14. Oktober 1877 hat
er mit der Aufstellung des Dachstuhles begonnen. Mit öfterer, bald
längerer Unterbrechung wurde fortgebaut, bis endlich im Oktober 1879
Kirche und Sakristei im Rohen fertiggestellt und vom
Schieferdeckermeister Bernh. Knoop zu Raesfeld unter Dach gebracht war.
Der Turm war aufgeführt bis einige Fuß über die Dachfirst der Kirche.
Nun wurde im November 1879 im Innern der Fußboden der Kirche und des
Chores planiert, mit Ziegelsteinen provisorisch belebt, die Sakristei
beflurt, die Fenster vorläufig mit weißem Glase (Bernhard Mütter und
seine Gehilfen) verglaset, die beiden Türen an der Kirche nach Nord und
Süd und an der Öffnung von der Kirche zum Turme vermauert. Alles dies
geschah mit einer noch nie dagewesenen Tätigkeit und Ausdauer, um noch
im Dezember 1879 den Gottesdienst aus der Notkirche in die neue
verlegen zu können, wonach alle so sehnlichst verlangten. Nach 4 Jahren
und 3 Monaten, am 3. Dezember 1879, las ich ganz frühzeitig die hl.
Messe in der Notkirche, und bald darauf wurde der Altar abgetragen und
in der neuen Kirche wieder aufgestellt. Abends war lange anhaltendes
feierliches Geläute, Ehrenbögen wurden errichtet, die Häuser beflaggt,
kurz, alles mögliche getan zur Verherrlichung des Freudenfestes. Da
wegen des Kulturkampfes unser hochw. Herr Bischof Johann Bernard außer
seiner Diözese in der Verbannung sich befand, so konnte unsere Kirche
nicht eingeweiht werden. Der Herr Landdechant Bröring aus Dorsten hat
nach erhaltener bischöflicher Vollmacht die Benediction vorgenommen. Es
war aber am Benedictionsfeste, dem 4. Dezember 1879, so grimmig kalt
und ein heftiger Ostwind schnitt so empfindlich, daß es fast bei der
Prozession und bei der Vornahme der Zeremonien außer der Kirche nicht
zum Aushalten war. Es sind auch nur wenige der eingeladenen Herrn
Geistlichen und sonstige Herren herübergekommen zur Beiwohnung des
Festes. Das Mittagessen war in der Pastorat und waren zugegen:
Röhring, Landdechant; Pastor Eilers, Altschermbeck; Pastor Verspohl,
Wulfen; Pastor Besseling, Holthausen; Dechant Böckenhoff, Dülmen;
Pastor Riswik, Marienthai; Kaplan Segbers und Pfarrer Nonhoff und
Baumeister Hertel zu Münster.
Die Möbel aus der Notkirche, die Kanzel, Bänke, Kommunionbank,
Taufstein etc. wurden an den beiden folgenden Werktagen wieder in die
neue Kirche gebracht. Die Notkirche wurde zum Abbruch für 230 Taler
verkauft. Die Kirchensitze, welche in der Notkirche verpachtet waren,
sind auch in der neuen Kirche zum Besten des Neubaues wieder verpachtet
worden und bringen jährlich ein nettes Sümmchen von 250 Talern ein.
Der Fortbau des Turmes ist gegen Ende April 1880 wieder begonnen
worden, und man hofft, mit Ende September damit fertig zu werden.
Maurermeister Koch hatte aber schon in der zweiten Woche des Septembers
den Turm so weit aufgeführt, daß die 1. Balkenlage zum Dachstuhle der
Turmspitze begonnen wurde. In der letzten Woche des Septembers 1880
begann Terwey mit der Aufstellung des Turmdachstuhles, nachdem zuvor
eine hl. Messe gelesen wurde, daß Gott bei dieser so schwierigen und
gefährlichen Arbeit vor Unglück bewahren wolle. Nach ungefähr 14 Tagen
war das Werk glücklich zustande gebracht und am 16. Oktober, Tages vor
dem Kirchweihfest, wurde von Bernh. Knoop das große eiserne Kreuz mit
seinem vergoldeten Hahn auf dem schlanken Turm befestigt. Gott sei
Dank, daß alles ohne das geringste Unglück so gut zustande gekommen
ist! Die Bedachung des Turmes ist aber erst im April 1881 ganz
vollendet worden."
Zu diesem Bericht aus der Chronik habe ich von alten Erler Bürgern,
deren frühe Kindheit noch in die Zeit des Kirchenneubaues fiel, und aus
anderer mündlicher Überlieferung interessante Einzelheiten in Erfahrung
bringen können.
Die von Pfarrer Nonhoff in seinem Bericht erwähnte „Püttstegge", an der
die Notkirche stand, ist ein alter Fußpfad gewesen, der von
Heßling-Rohane zum Dorfpütt führte. An seiner Stelle ist dann später
das letzte Stück der Schermbecker Straße gebaut worden. Von der
Püttstegge führte eine Allee schwerer Eichen zur Wehme. Hier wurde ein
provisorischer Glockenstuhl neben der Notkirche errichtet. Während der
Bauzeit wurden dann die Eichen gefällt und ihr Holz zur Aufführung des
neuen Glockenstuhles verwendet.
Der Feldbrand der Ziegelsteine wurde auf der Wehme, einem
kircheneigenen Wiesengrundstück, vorgenommen. Da der Dorfkern auf einem
Sand-Lehm- Flachhügel erbaut ist, hatte man das Material für die Steine
gleich zur Hand. Im südlichen Teil der Wehme wurde aus einer damals
angelegten Grube der Lehm für den Feldbrand entnommen. Noch heute ist
nördlich der Marienthaler Straße bei dem Haus des Schneidermeisters
Schwane eine erhebliche Bodenvertiefung erkennbar. Den vier im Bericht
erwähnten Helfern unter der Leitung von Kaplan Segbers standen
Fachkräfte aus dem „Ziegelbäck erländchen" Lippe zur Seite. Der Vertrag mit dem
Steinbrenner befindet sich im Pfarrarchiv. [...]
Es waren
Saisonziegelarbeiter, wie sie damals im Münsterland allenthalben
anzutreffen waren. Die Ziegelbäcker waren mit dem Formen der Ziegel
beschäftigt. An Schlagtischen, ähnlich wie sie heute noch die Siedler
beim Eigenheimbau zur Herstellung von
Schlackensteinen benutzen, wurden die Lehmziegel geformt und dann zum
Trocknen gestapelt. Als Wetterschutz diente eine Strohabdeckung. Zum
Brennen wurden die Ziegel zu 4 m breiten, nach oben schmaler werdenden
Reihen zusammengesetzt. Zwischen den Ziegeln blieb ein 1-2 cm breiter
Raum frei. Am Boden der Reihen wurden einige Feuergassen freigelassen.
Feuchter Lehm dichtete das Ganze nach außen ab. Nun konnte der Brand
beginnen. Als Heizmaterial verwendete man Holz. Der Brand dauerte 10-14
Tage, also erheblich länger als heute im Ziegelofen. Dieses an sich
umständliche und von Witterungseinflüssen abhängige Feldbrandverfahren
hat dann wohl auch die Bauzeit der Kirche erheblich verlängert.
Mehrmals auch geriet die Kirchengemeinde in Geldschwierigkeiten während
des Baues, so daß auch hierdurch Verzögerungen eintraten. Außer den
erheblichen geldlichen Opfern der Gemeinde und zahlreichen Geldspenden
einzelner Wohltäter wurde zur Finanzierung des Neubaues mit Genehmigung
der (damals) Königlichen Oberpräsidien zu Münster und Düsseldorf in den
beiden Regierungsbezirken eine Hauskollekte abgehalten. Diese brachte
allein im Regierungsbezirk Münster 9000 Taler (27000 Mark). Trotzdem
aber blieb nach der Beendigung des Baues noch eine erhebliche
Schuldsumme zurück, die erst im Laufe der späteren Jahre abgetragen
wurde.
Nun hatten die Erle ihre neue, geräumige und schöne Kirche. Leider war
man wegen der nicht gerade gesicherten Finanzierung und der Tatsache,
das nach dem Bau der Kirche immer noch immense Schulden auf der
Gemeinde lasteten, in der Lage die Kirche von innen auch würdig und
genauso schön auszustatten. Pfarrer Nonhoff schrieb dazu in seinen
Aufzeichnungen:
„Als wir am 3. Dezember 1879 in unsere neu
erbaute Kirche einzogen und das erste Hochamt am folgenden Tage nach
der Einsegnung derselben darin gehalten wurde, sah es im Innern noch
recht armselig, leer und notdürftig aus. Aber was machen? An neue Möbel
und Verschönerung im Innern des Gotteshauses war noch nicht zu denken,
da das Geld fehlte und die Bauschulden noch nicht gedeckt waren. Wir
mußten bei der inneren Verschönerung Geduld haben und auf müde und
freigebige Herzen vertrauen. Diese haben wir auch mit der Zeit recht
viele gefunden.
1. Der Herr Pastor H. Schmilz in
Heek, mein erster Kaplan in Erle, hat das bunte Fenster im
Seitenschiffe nach Süden, Tapetenmuster, das erste, geschenkt.
2. Der
Uhrmacher W. Nonhoff in Münster, mein Vetter, und Mina Nonhoff,
Haushälterin bei mir, haben das gemalte Chorfenster, Darstellung die
Geburt Christi, geschenkt. Diese Glasfenster sind die ersten und vom
Glasmaler Viktor von der Forst gemacht und vom 6. - 9. Febr. 1880
eingesetzt. Ihm sind auch die übrigen Glasfenster übertragen. Hier
bemerke ich, daß im Chore die gemalten Glasfenster den freudenreichen
Rosenkranz bildlich darstellen werden.
3. Den
Beichtstuhl an der Nordseite mit dem gepolsterten Sitzkasten hat die
Pfarrgemeinde bei der Feier meines 50 jährigen Priester-Jubiläums am
16.12.1880 geschenkt.
4. Der
eiserne Kronleuchter ist von dem Schmiedemeister in Münster gemacht und
polychromiert. Die Zeichnung ist von Hertel. Der Kronleuchter ist
ebenfalls ein Geschenk von der Pfarrgemeinde.
5. Von
Franz Krampe gt. Nienhaus in der Westrick sind die zwei bunteil
Glasfenster im Langschiffe nach Süden.
6. Das
kleinere über der Kirchentüre ist von der Wwe. Hoppe in Üfte Kirchspiel
Altschermbeck.
7. Vom
Herrn Stadtdechanten Johann Böckenhoff zu Dülmen, gebürtig aus Erle,
sind geschenkt die beiden ersten bunten Glasfenster im Langschiffe nach
Norden.
8. Das
kleinere über der Kirchentüre nach Norden ist von meiner früheren jetzt
verstorbenen Dienstmagd Fina Klaus.
9. Das
darauf folgende Glasfenster nach Norden ist gestiftet von einer
Dienstmagd Mina Rademacher in Raesfeld, gebürtig aus Erle.
10. Nach
Süden im Langschiffe das vierte große Glasfenster ist aus Beiträgen an
Geld in Erle zusammengebracht worden.

Der alte Kirchturm im Schnee
Foto: Holger Steffe,
Dorstener Zeitung, mit freundlicher
Genehmigung.
Quelle: Archiv
Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung
Als die Pfarrkinder sahen, wie das gewöhnliche Glas aus dem einen nach
dem anderen Fenster herausgenommen und neu mit Tapetenmustern wieder
eingesetzt wurde, freuten sie sich nicht wenig; es kam immer mehr Lust,
auch etwas zur Verschönerung im Innern der Kirche zu geben, und die
Bitte und Aufmunterung dazu fand Eingang und geneigte Herzen.
11. Den
zweiten neuen Beichtstuhl nach Süden, vom Schreinermeister H.
Heidermann zu Erle gemacht, hat der Zeller H. Schneemann in Westrick
geschenkt.
12. Der
Muttergottes-Altar in dem Seitenschiffe nach Norden ist ein Geschenk
von dem Ziegelbrenner Xaver Menting in Overbeck Erle.
13. Der
schöne Kreuzweg nach Zeichnung des Prof. Klein in Münster ist ein
Geschenk von dem Brennereibesitzer Gerhard Böckenhoff in der Östrick.
14. Die
Kommunionbank in Stein nach Zeichnung des Arch. Hertel in Münster ist
ein schönes Geschenk des Kornhändlers H. Rossmann in Lembeck,
Schwiegersohn des zuvor genannten Gerhard Böckenhoff.
15. Die
beiden gemalten Fenster auch dem Chore, das zweite und dritte Gesetz
aus dem freudenreichen Rosenkränze, sind ein herrliches Geschenk, und
zwar das dritte Gesetz von Hermann Brömmel, Besitzer der Kolonats
Schäper auf dem Wall, das zweite Gesetz von dem Zeller Joh. Pontsmann
in Östrick.
16. Von
dem seligen Gastwirt Joh. Böckenhoff und dessen Erben, die Geschwister
Joseph und Elisabeth im Dorfe Erle, wird unsere Kirche eine neue schöne
Kanzel noch bald zum Geschenk erhalten.
17. Der
Wwr. Anton Nienhaus genannt Kiffmann und sein Schwiegersohn Heinrich
Schwane genannt Kiffmann, schenken den zweiten Seitenaltar nach Süden,
die Zeichnung dazu ist von Hertel gemacht und schon dem
Schreinermeister Heinrich Heidermann hier in Arbeit gegeben.
18. Auch
darf ich hier nicht vergessen den unverehelichten Schulte in Holland,
aber gebürtig aus Erle, der seit mehreren Jahren alljährlich nach Erle
kam, mich dann auch besuchte, und jedesmal für meine Kirche etwas
mitbrachte, bald Geld, dann ein Altartuch oder Kommuniontuch, und vor
drei Jahren brachte er mir von Holland gar eine wertvolle silberne
Monstranz. Dank diesem guten Schenkgeber! Jetzt ist er seit langer Zeit
nicht mehr hier gewesen - ob er vielleicht krank ist, habe ich nicht
erfahren können.
Die Aufzeichnungen hierzu schließen mit einer Aufzählung weiterer
Geldgeschenke.
Eine andere Quelle zum Thema "Ausstattung der neuen Kirche" liefert das
Buch "Geschichte des Dorfes Erle und seiner Eiche", das Professor Dr.
Weskamp Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht hat. Er schreibt
dazu folgendes [15]:
„Am 19. Oktober 1887 wurde die Kirche durch
den Weihbischof Kramer konsekriert. Die Mittel für die Ausstattung der
neuen Kirche wurden durch fromme Schenkungen aufgebracht. Der
Hauptaltar kostete 2400 Mark. Die Chorfenster, welche die
Rosenkranzkönigin und die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes
darstellen, wurden 1890-91 eingesetzt. Der Herz-Jesu Altar wurde 1888
nach einer Zeichnung des Architekten Hertel von Heidermann in Erle
angefertigt; die Statuen auf demselben sind vom Bildhauer Schmiemann zu
Münster. Der Aufsatz auf dem Muttergottesaltare und die Kanzel gingen
hervor aus der Werkstatt von Röttger zu Velen. Der Taufbrunnen und das
Muttergottesbild wurden von Hertel geliefert, das Bild der Mutter Anna,
der hl. Agnes und die Prozessionsstation mit dem Bilde der
schmerzhaften Mutter vom Bildhauer Bolle. Am 8. Dezember 1894 wurde bei
Gelegenheit der Mission das Bild von der immerwährenden Hilfe
aufgestellt. Für Instandsetzung der Paramente sorgte auch jetzt wieder
an erster Stelle die gräfliche Familie von Merveldt. Für die
Rosenkranzbruderschaft wurde 1896 eine Fahne geschenkt (Preis 300
Mark). 1898 eine St. Anna Fahne (Preis 425 Mark) für den Mütterverein;
1889 wurde die blaue, 1897 die rote Sodalenfahne angeschafft (Preis 450
und 285 Mark). Das 1892 aus der Nachlassenschaft von Frau Heßling
geborene Stegerhoff angeschaffte Prozessionskreuz kostete 550 Mark. Von
der Beschaffung der neuen Orgel im Jahre 1890 war schon oben die Rede.
1896 wurde die Kirche durch Schräder aus Münster bemalt; die Unkosten
betrugen 4000 Mark."
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Foto:
Gemeinde St.Silvester,
mit freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage |
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Für die Zeit danach ist zu
erwähnen, das der Nachfolger Pfarrer Nonhoff, Dechant Peter Karthaus
unermüdlich die Ausschmückung [7] und Einrichtung der Kirche vorantrieb und 1923 trotz der
allgemein wirtschaftlich schlechten Lage nach dem 1. Weltkrieg auch
drei neue Glocken installieren lies [5]. Auch wurde
die heute noch stehende Kaplanei an der Schermbecker Straße erbaut. Ausführlich berichtet Heinrich
Lammersmann in seinem Aufsätzen "Landdechant Peter Karthaus" und "Die Glocken von Erle"
darüber. Dessen Nachfolger Pfarrer Grosfeld schloss die Erstausstattung
weitgehend ab, aber es mussten bereits Renovierungsarbeiten
durchgeführt werden. 1930 kam der Sakristeikeller und eine
Warmluftheizung hinzu [1].
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22.01.1942:
Zwangsabgabe der alten Glocken: Abseilung aus dem Turm
Foto: "Querbeet", Heimatverein Erle e.V.
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Die erste Tragödie für die
Kirchengemeinde war, als sie 1942 die beiden größten Glocken, die ja
erst 1923 angeschafft worden waren, zu Einschmelzung geben mussten. Die
zweite Tragödie war gleichzeitig auch der schwarze Tag in der Gemeinde
Erle.
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22.01.1942: Zwangsabgabe der alten Glocken
Foto: "Querbeet", Heimatverein Erle e.V.
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DIE KIRCHE 1945 BIS 1950
Wie allen Erlern bekannt sein dürfte, ist das Dorf
während des 2. Weltkrieges zunächst weitgehend von Schäden an Leib und
Sachen verschont geblieben. Kurz vor Ende des Krieges, am 23. März,
änderte sich das aber grundlegend. In Vorbereitung auf die "Operation
Varsity" (Die Alliierten haben in Wesel durch Luftlandetruppen einen
Brückenkopf hergestellt, den Rhein überquert und sind dann Richtung
Ostsee vorgestoßen, mehr Infos dazu hier), die die
Alliierten auch durch Erle geführt hat wurde gezielte schwere Bomben-
und Tieffliegerangriffe heimgesucht, die dem militärischen
Beobachtungs- und Funkposten auf dem Kirchturm galten. Spreng- und
Brandbomben zerstörten die meisten Häuser im Dorfkern rund um den
Kirchturm, der dann später, in Brand geschossen, zusammenbrach und die
Kirche zum größten Teil zerstörte.
Pastor Grosfeld erinnert sich daran in der Pfarrchronik [1]:
"Der 23. März war wohl der größte Unglückstag
für Erle. An diesem Tage des Morgens gegen l0.00 Uhr erfolgte ein
furchtbarer Fliegerangriff auf Erle, wohl dadurch hervorgerufen, daß
unsere Soldaten, die hier einquartiert waren, ununterbrochen mit
Maschinengewehren auf die feindlichen Flugzeuge schossen. Durch diesen
Fliegerangriff wurde der Ort zum großen Teil und die Kirche fast ganz
zerstört. Als ich nach dem Angriff aus meinem Luftschutzkeller kam, sah
ich zu meinem Schrecken , daß der Dachstuhl des Kirchenschiffes
fortgerissen war, glaubte aber zuerst, daß die Kirche selbst weiter
keinen Schaden gelitten hätte. Ich konnte noch nicht sofort hingehen,
weil ich dringend zum Hauptlehrer Sagemüller gerufen wurde, der tötlich
getroffen an seiner Wohnung lag, und ebenso zu Regina Henneböhl, die
sterbend auf der Chaussee lag. Nachdem ich beide versehen hatte, begab
ich mich sofort zur Kirche, und da sah ich zu meinem tiefsten
Entsetzen, den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte. Die Bomben
hatten das Gewölbe zum Einsturz gebracht, alles unter sich begrabend
und verwüstend. Ein Menschenleben war Gott Dank nicht zu beklagen. Mein
erster Gedanke war „das Sakrament", das ich aus dem noch
heilgebliebenen Hochaltar nahm und zur Pastorrat brachte. Dann begab
ich mich an die Rettung der noch heilgebliebenen Sachen, zuerst mit
meiner Haushälterin Lina Postmeier allein - die Leute waren zum Teil in
die Bauerschaft geflohen, zum Teil hielt sie noch die Furcht in den
Luftschutzkellern. Doch bald kamen noch andere, und so konnte bis zum
Abend alles, was heilgeblieben war, aus der Kirche gerettet werden: die
kirchlichen Gefäße und Gewänder, die heiligen Figuren, die
glücklicherweise unbeschädigt geblieben waren, und den
Muttergottesaltar. Zu gleicher Zeit (bei dem Angriff waren auch
Brandbomben gefallen) hatte aber auch der Turm Feuer gefangen, und da
an eine Rettung nicht gedacht werden konnte, brannte er vollständig
aus. Die Glocke, die Orgel und die beiden Beichtstühle fielen dem Feuer
zum Opfer.
Mit Tränen in den Augen sahen wir diese unsere schöne Pfarrkirche in
Trümmer sinken - ein harter Schlag für die Gemeinde, aber wir haben uns
unter den Willen Gottes gebeugt und mit Job gesprochen: „ Der Herr hat
es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei
gebenedeit." Nun hieß es, einen geeigneten Raum für die Abhaltung des
Gottesdienstes herzustellen. Zuerst stellte ich dazu mein Wohnzimmer in
der Pastorat zur Verfügung. Hier und in den anstoßenden Zimmern konnten
die Besucher des Gottesdienstes, wenn auch etwas gedrängt, hinein und
Platz finden, sie waren wenigstens gegen Wind und Wetter geschützt.
Einige Wochen später siedelten wir in das Pfarrheim über. Doch für die
Dauer war das nichts, so sahen wir uns gezwungen, uns nach einem
anderen Raum umzusehen. Nach längerem Hin und Her entschlossen wir uns,
eine Notkirche zu bauen. Zum Glück hatte ich sofort nach Beendigung des
Krieges auf Anraten von Johann Ebbert vier Militärbaracken, die auf dem
Hof von Böckenhoff-Greving standen, gesichert, und als nun der Bauer
Heinrich Kruse in hochherziger Weise das Material einer Scheune, die er
bauen wollte, zur Verfügung stellte, konnte der Bau der Notkirche
beginnen. Die Leitung übertrug ich dem Schreinermeister Alois Berger,
der seine Aufgabe in glänzender Weise löste. Er entwarf einen Plan, der
alle Wünsche restlos befriedigte. Es halfen ihm dabei die übrigen
Schreiner der Gemeinde: Fritz Heidermann, Wilhelm Siemen, Joseph
Heßling, Bernhard Hörnemann. Die Maurerarbeiten lieferte E. Demmer, ihm
halfen Heinrich Limberg, Lambert Stevens. Alle, die nur eben konnten,
halfen mit. Heinrich Sondermann lieferte den nötigen Sand. Sogar der
alte Risthaus schaufelte mit seinen 83 Jahren noch den erforderlichen
Kies aus seiner Kiesgrube. Am 15. August wurde von mir der erste
Spatenstich für die Grundmauern getan, und am 15. September war der Bau
soweit, daß das Richtfest gehalten werden konnte. Die ganze männliche
Jugend von Westrich und Overbeck war angetreten, um beim Richten zu
helfen. Nun ging es an die Innenausstattung.
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Notkirche auf der Wehme, im Hintergrund der zerstörte
Turm. daneben die Kaplanei
Foto: Gemeinde St.Silvester,
mit freundlicher Genehmigung von Pastor Barlage |
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Der
zerstörte Turm kurz nach dem Beginn des Wiederaufbaus
Foto:
Heimatverein Erle
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Ich ließ
den Hochaltar von der Pfarrkirche in die Notkirche übertragen, ein
schweres Stück Arbeit. Dann wurde der Fußboden gelegt. In Ermangelung
des erforderlichen Zementes musste er leider aus Backsteinen hergestellt
werden. Dachziegel schenkte in dankenswerter Weise der Ziegeleibesitzer
Wilhelm Menting. Auch zwei kleine Glocken konnten wir im Türmchen der
Kirche aufhängen, und so konnten wir an 28. Oktober, am
Christkönigsfeste, unseren feierlichen Einzug in die neue Kirche
halten. Des Morgens um 1/2 10.00 Uhr brachten wir in feierlicher
Prozession das heiligste Sakrament vom Pfarrheim in die Kirche, worauf
ich sie für ihre Bestimmung einweihte. Darauf hielt ich das erste
Levitenhochamt, wobei mir der Pater Gerold und Kaplan Lohmann
assistierten. Die Festpredigt hielt in glänzender Weise Pater Gerold
aus dem Franziskanerkloster Dorsten. Die Freude über das vollendete
Werk war allgemein, die besonders zum Ausdruck kam in dem Schlußlied
„Großer Gott" das wohl nie so kräftig und begeistert aus den Herzen
aller Festteilnehmer zum Himmel stieg wie an diesem Morgen. Zu Weihnachten erhielt die Notkirche einen neuen
Beichtstuhl, der von Schreinermeister Alois Berger verfertigt wurde,
und eine neue Kanzel, verfertigt vom Schreinermeister Fritz Heidermann
[...] Im Winter 1947 - 1948 fand sich ein gütiger Stifter für einen
Ofen in der Notkirche. Auch wurde das Heizmaterial geliefert, um nicht
zu sehr in der Notkirche zu frieren [...]"
Einen eindrucksvollen Augenzeugenbericht liefert uns
Gerd Buskamp, der kurz vor der Zerstörung der Kirche dort noch
Erstkommunionsunterricht hatte und nur durch schieres Glück hatte
Pastor Grosfeld die Kinder eine Stunde früher nach Hause geschickt. Hier
gelangen Sie zu den Erinnerungen von Gerd Buskamp [9].
Pastor Grosfeld starb am 10. Dezember 1948 und konnte das Ende des
Wiederaufbaus der Hauptkirche nicht mehr miterleben. Sein Nachfolger
Pastor Vortmann schrieb über die Einweihung der restaurierten
Kirche am 15.10.1950 in der Pfarrchronik [1]:
"Der 15. Oktober 1950 war für die
Pfarrgemeinde Erle ein besonderer Freudentag dadurch, daß die durch
Kriegseinwirkung zerstörte Kirche wieder ihrer Bestimmung übergeben
werden konnte. Die feierliche Konsekration des Hochaltares nahm der
hochwürdige Herr Weihbischof Roleff vor. [...] Gegen 11.00 Uhr feierte
Pfarrer Vortmann das erste feierliche Hochamt unter Pontificalassistenz
an dem neugeweihten Altare. [...] In seiner Ansprache bat der Herr
Weihbischof die Gläubigen, das so herrlich neuerstandene Gotteshaus
eifrig zu besuchen und zu einer Stätte des Gebetes zu machen.
Nachmittags um 1/2 4 Uhr wurde das Allerheiligste in feierlicher
Prozession von der Notkirche in die alte Kirche übertragen."
Nach fast fünf Jahren hatte die Notkirche ihren Dienst erfüllt. Die
"Dorstener Zeitung" schrieb einen Artikel über die Einweihung der
Kirche am 15. Oktober 1950 [1]:
„Gieße aus Deinen Segen über dieses
Haus!
Feierliche Einweihung der wiederaufgebauten St. Silvester Pfarrkirche
in Erle durch Weihbischof Roleff Münster am 15. Oktober 1950. Der
gestrige Sonntag war für die Gemeinde Erle ein Tag besonderer Freude.
In ihren Mauern weilte der hochw. Herr Weihbischof Roleff Münster, um
die feierliche Altarweihe ihrer durch Kriegseinwirkung zerstörten, aber
nach jahrelanger und unter schweren Opfern wieder aufgebauten
Pfarrkirche vorzunehmen.
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Der Innenraum der wiederaufgebauten Kirche am Tage der
Einweihung
Foto: Gemeinde St.Silvester, mit freundlicher
Genehmigung von Pastor Barlage |
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Die
Straßen des Dorfes prangten im Flaggenschmuck. Grüne Ehrenbögen, mit
den letzten Blumen des Herbstes geziert, waren errichtet worden.
Besonders schön geschmückt war der Zugang zum Pastorat, wo der hochw.
Herr Wohnung genommen hatte. Aber nicht weniger fleißig waren die
Ausschmücker der wiedererstandenen Pfarrkirche gewesen. Grüne Girlanden
wanden sich von Säule zu Säule und zogen sich über dem Opfertisch zum
Gewölbe empor. Der freie Platz an der Pfarrkirche war ziemlich
gesäubert und mit frischem gelbem Kies belegt. Er machte selbst in
seiner Einfachheit einen sauberen Eindruck, eine Visitenkarte der
ganzen Gemeinde.
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Die wiederaufgebaute Kirche mit dem stumpfen Turm gleich
nach dem Kriege
Foto: unbekannt |
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Am
Samstagnachmittag, während noch die Plattenleger der Fa. Krüskemper,
Dorsten, sich um die Fertigstellung der letzten Arbeiten am Chorraum
bemühten, zogen die Reiter und Radfahrer bereits aus, um den hochw.
Herrn Weihbischof einzuholen. An der Grenze zwischen Rhade und Erle
bildete der stattliche Zug Spalier. Die Reiter mit blau-weißen Schärpen
und der weißen Jockeymütze angetan und die Radfahrer mit ihren bunt
geschmückten Rädern. Um 16.20 Uhr trafen zwei Autos mit dem Erwarteten
ein. Ortsbürgermeister Lammersmann in Begleitung seines Stellvertreters
Röckinghausen hieß den hochw. Herrn im Namen der politischen Gemeinde
herzlich willkommen. Nach einem Dankeswort des Weihbischofs ging dieser
die Reihen der spalierbildenden Reiter und Radfahrer durch und dankte
allen herzlich für den schönen Empfang. Dabei übersah er auch nicht den
Verkehrsbeamten, mit dem er sich kurze Zeit unterhielt und ihm Dank
sagte für seine Mühen. Darauf setzte sich der lange Zug zum Dorf hin in
Bewegung. Am Eingang des Dorfes harrte Pfarrer Vortmann mit seinen
Pfarrangehörigen der Ankunft des Oberhirten entgegen. Unter dem
Empfangsbogen am Anfang der Rhader Landstraße entstieg dieser mit
seiner Begleitung dem Wagen. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Vortmann
und den Kirchenvorstand wurde der Oberhirte in langer Prozession durch
die geschmückten Straßen zum Pastorat geleitet.
Am Sonntagmorgen, um 8.45 Uhr, nahm die feierliche Einweihung mit der
Abholung des hochw. Herrn Weihbischofs aus dem Pfarrhause seinen
Anfang. Meßdiener, Engelchen, die kirchlichen Fahnen, Kirchenvorstand,
Kirchenchor und die mitwirkenden Priester geleiteten den Oberhirten zur
Notkirche. Nach dem Gebet der sieben Bußpsalmen vor den Reliquien, die
von dem Oberhirten mitgebracht waren, zogen die Gläubigen in Prozession
zur Altarweihe in die neue Kirche. Die kirchlichen Zeremonien der
Altarweihe dauerten bis gegen 11 Uhr. Dann wurde nach 5 1/2 Jahren
wieder zum erstenmal in der St.-Silvester-Pfarrkirche das hl. Opfer mit
Pontifikalassistenz gefeiert. Bei der feierlichen Handlung sang der
Kirchenchor unter Leitung von Lehrer Backenecker die vierstimmige Messe
für gemischten Chor mit Orgelbegleitung von Karl Kraft.
Um 16.00 Uhr wurde dann in feierlicher Prozession das Allerheiligste
aus der Notkirche zur Pfarrkirche gebracht. Auch hierbei trug der
Kirchenchor durch mehrstimmige Gesänge wesentlich zu Erbauung der
Gläubigen bei. Die anschließende Dankandacht beschloß den für die Erler
Pfarrkinder so bedeutungsvollen Tag. Wir aber möchten unseren Bericht
mit dem Wunsche schließen: „Gieße aus Deinen Segen über dieses Haus,
Herr!"
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09.05.1951:
Heinrich Limberg hat die neuen Glocken gebracht
Foto: "Querbeet", Heimatverein Erle e.V.
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DIE KIRCHE 1950 BIS HEUTE
Die Kriegsfolgen sah man trotz Instandsetzung lange
Zeit an. Deutlich stachen die ausgebesserten Stellen der Fassade ins
Auge, die Fenster waren von recht einfacher Machart. Am Auffälligsten
aber war der Turm, der sein komplettes neugotisches Aussehen verloren
hatte und anstatt des hohen Turmhelms nun nur noch ein stumpfes
Zeltdach, gedeckt mit roten Dachziegeln, trug. Der Innenraum war allem
baulichen Schmuck beraubt, das Gewölbe wurde durch flache, weiß
gestrichene Akustikdecken ersetzt, die Wände waren einheitlich weiß
gestrichen, die Säulen ebenfalls, im unteren Bereich hellgrau
gehalten.
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Am 09.05.1951 trafen dann
endlich auch die drei neuen Glocken ein, diesmal im Bochumer
Gußstahlwerk gegossen. Ein Jahr und zwei Monate später konnte dann die neue, mit 20
Register versehene Kirchenorgel eingeweiht werden. 1954 bekommt die
Kirche einen neuen Fußboden. Zehn Jahre später wurde die Kirche von
innen neu gestrichen, bekam drei neue Chorfenster und ein neuer
Tabernakel. Mit dem Bau der neuen Sakristei wurde begonnen. Im Juni
1970 begannen die Umarbeiten des Kircheninnenraums unter der Planung
des Dorstener Architekten Prof. Manfred Ludes. Ein Jahr später wird im
Chorraum der neue, für damalige Zeiten sehr modern gestaltete Altar
samt Ambo, Kreuz, Tabernakel, Osterkerze und Ewiges Licht aufgestellt.
Das Ensemble wurde vom bekannten Künstler und Bildhauer Hermann Kunkler gestaltet.
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Im Laufe der Jahre wurde auch der
Kirchplatz neu gestaltet, früher nur mit roter Asche belegt wurde er
nun komplett gepflastert und mit Raseninseln, auf denen Bäume gepflanzt
wurden ausgestattet. Zudem erhielt er eine neue Beleuchtung und auch
für damalige Verhältnisse moderne Beton-Pflanzenkübel. Zuletzt wurde der
Kirchplatz im Jahr 2020 erneut komplett überarbeitet. Das graue Betonpflaster
wurde gegen rotes Klinkerpflaster getauscht, der alte Baumbestand wurde
abgeholzt und alle Eingänge der Kirche durch Anrampung barrierefrei gestaltet.
Zudem wurden diverse Bodenmosaike und ein Bücherschrank hinzugefügt.
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Altar und Ambo,
gestaltet von Hermann Kunkler
Foto: Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung |
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Kreus mit Tabernakel,
daneben das Ewige Licht.
Foto: Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung |
In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Kirche
langsam wieder aus dem weißen Minimalismus aufgeweckt. Die
Kreuzweg-Gemälde wurden gerahmt und erhielten, durch den Erler Schmied
Hermann Buning gefertigte Wandkerzenleuchter. Dieser gestaltete auch
den großen Deckenkronleuchter vor dem Chor. Die Kirche erhielt dann
auch ihre neue Innenbemalung, die Fensterleibungen wurden farbig
eingefasst, die Säulen und die Bögen erhielten schöne, erdige Farben,
die Chorwände ebenfalls. Auch die weißen Akustikdecken wurden neu und
farbig gestaltet. Es wurde auch der historische Mittelgang wieder
installiert. Dieser ist im Laufe der Jahre durch zusätzliche Bänke
verschlossen worden. Es wurden neue, farbige Fenster eingebaut. 1991
wurde die Orgelbühne erweitert und eine neue Orgel angeschafft.
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Große
Krippe in St.Silvester
Foto: Michael Kleerbaum |
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Große
Krippe in St.Silvester
Foto: Michael Kleerbaum |
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Die Wiederaufbauarbeiten wurden
dann 1998-2000 durch einen gründliche Sanierung der Kirche samt
Wiederherstellung des angestammten Spitzen Turms des neugotischen Baus
soweit vorerst abgeschlossen. Dieses wurde, wie in den Jahrhunderten
vorher, erst durch die unglaubliche Spendenbereitschaft der Erler
Kirchengemeinde möglich.
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WISSENSWERTES
Das älteste
erhaltene Gebäude der Kirchengemeinde St. Silvester ist das alte
Pastorat, bekannt auch als Pfarrheim. Es wurde 1790 nach dem Entwurf des Velener Baumeister Tinnefeld
errichtet. Mehr Informationen finden Sie hier.
Das Ehrenmal stand nach dem zweiten Kriege auf dem Kirchplatz.
Wo sich bis zum Neubau des Jugendhauses an der Silvesterstraße der
Bolzplatz der Erler Jugend befunden hat, lag der alte Friedhof von
Erle. Dieser wurde 1967 geschlossen und eingeebnet.
Die auch heute noch stehende und als Wohnhaus genutzte Kaplanei wurde
1914 erbaut.
Das heutige Pastorat wurde nach Plänen des Dorstener Architekten Prof. Manfred Ludes von 1977 bis
1978 erbaut, aber bereits 1959 wurde aus dem hinteren Teil des alten
Pastorats das Jugendheim und eine Begegnungsstätte für Jung und Alt und
den Kirchenvereinen. 1967 ist die Erler Pfarrbücherei dorthin gezogen.
Nachdem Umzug des Pfarrers wurde das ganze Pastorat zum Jugendheim
ausgebaut.
Der Silvesterkindergarten wurde 1964 eingeweiht, die heutige
Friedhofskapelle 1974.
Das "Gotteslob" wurde erst 1975 eingeführt.
Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, ob das Grab von Pastor Michael
Spanier beim Abbruch des alten Kirchleins auf den alten Friedhof an der
Silvesterstraße überführt wurde. Lediglich über den Verbleib der
einfachen Grabplatte weiß man Bescheid. Er wurde zersägt und als
Türstock im Pfarrheim verwendet.
Bei der Reliquie des hl. St.Silvester , die Dechant Karthaus aus Rom
mitgebracht hat, handelt es sich entweder um ein keines Knochenfragment
oder aber um ein Teilchen aus seiner Grabstätte, das sich seit dem 8.
Jahrhundert in der römischen Kirche St. Stephani et Silvestri befindet.
Diese Reliquie wurde von Dechant Karthaus kostbar in ein Reliquiar in
Form eines Stehkreuzes eingefasst. Dieses Kreuz wird heute als
Altarkreuz an Weihnachten, Silvester, Ostern, Pfingsten, Fronleichnam
verwendet und der Priester gibt damit am Ende der Messe den Schlußsegen.
Während der Restaurierung des Turms Ende des Jahrtausends wurde
natürlich auch das der Wetterhahn, das Turmkreuz und die Kugel herab geholt. Dabei stellte man fest, das anscheinend jemand
Schießübungen auf die Kugel veranstaltet hat. Der Erler Clemens Heßling, der bei der Wiedererrichtung der Erler Kirche nach dem 2.
Weltkrieg mitgeholfen hat, meinte sich daran erinnern zu können, das
damals in der Kugel eine Urkunde gelegt worden sei. Jetzt konnte man
nach über 50 Jahren nachschauen, ob die Erinnerungen von Herrn Clemens
ihn nicht getrogen haben. Tatsächlich fand man in der Kugel ein
sorgfältig verschlossenes zölliges Bleirohr, das ca. 12cm lang
war. Dieses Rohr hatte eine deutliche Delle, die zeigte wo die Kugel
des Turmschützen das Rohr getroffen hatte. Nach dem Öffnen fand man ein zersplittertes Glasfläschchen, in der die Urkunde zusätzlich
verwahrt wurde. Auf der Urkunde ist zu lesen:
Urkunde
Im
Jahre des Heiles 1949, als Theodor Vortmann Pfarrer von St. Silvester
in Erle und Herr Wilhelm Menting stellvertretender Vorsitzender des
Kirchenvorstandes war, Herr Bernhard Lammersmann als Ortsbürgermeister
die politischen Geschäfte führte und Fräulein Dirksen als Schulleiterin
tätig war, wurde diese Kirche, die während des zweiten Weltkrieges im
Jahre 1945 durch Feindeinwirkung mit Spreng- und Brandbomben bis auf
die vier Umfassungsmauern völlig zerstört wurde, durch den
Bauunternehmer Heinrich Fasselt aus Schermbeck wieder aufgebaut, die
Zimmerarbeit von dem Schreinermeister Aloys Berger von hier ausgeführt,
das Kreuz vom hiesigen Schmiedemeister Hermann Buning in eigener
Werkstatt angefertigt und gestiftet, Kugel und Hahn vom hiesigen
Klempnermeister Johann Nagel in eigener Werkstatt gehämmert und
ausgestochen und geschenkt. Kreuz und Hahn wurden am 17. und 18.
Oktober 1949 aufgesetzt.
Lobend
sei noch erwähnt, daß beim Wiederaufbau der Kirche die ganze Gemeinde
abwechselnd Hand- und Spanndienste geleistet hat.
Gebe
Gott, daß die Gemeinde Erle, die im lebendigen Glauben an Christus
dieses Kreuz errichtet hat, für alle Zeit diesem Glauben treu bleibe.
Diese Urkunde wurde am 18. Oktober 1949 mit dem kirchlichen
Pfarrstempel besiegelt.
Erle
bei Dorsten. d. 18. Oktober 1949
Vortmann,
Pfr.
Viele der hier und bei H. Lammersmann beschriebenen sakralen
Gegenstände und Einrichtungsteile sind bei der Zerstörung der Kirche
1945 verloren gegangen. Trotzdem haben einige die Zeiten überstanden
und sind noch heute im Besitz der Kirchengemeinde: Mehrere Meßgewänder
(heute nicht mehr im Gebrauch), drei alte Kelche, zwei Ziborien
(größere Kelche für die Kommunionsausteilung), die Monstranz, das
Silvesterreliquiar, die Jesus- und Maria-Statue, eine Silvesterstatue
(an der Wand hinten in der Kirche), daneben die leicht beschädigte
Josef-Statue, die Kreuzwegbilder, das Bild der Immerwährenden Hilfe
hinten im Turm (dessen kostbarer Rahmen kurz nach dem 2. Weltkrieg
durch Gold- und Silberspenden der Erler Bürger hergestellten werden
konnte.)
X

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Bild der
"Immerwährenden Hilfe"
Foto: Walter Biermann, mit freundlicher Genehmigung |
X
Am Friedhofskreuz auf dem neuen Friedhof sind beerdigt: Dechant Peter Karthaus, Pfarrer Eberhard Grosfeld,
Pfarrer Theodor Vortmann, Pastor Franz-Josef Barlage. Neben
dem Kreuz ist Kaplan Georg Ording beigesetzt.

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"Hl.
Papst Silvester"
Foto: Walter Biermann,
mit freundlicher Genehmigung |
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"Hl. Maria"
Foto: Walter Biermann,
mit freundlicher Genehmigung
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Quellen: |
[1] |
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zum 100. Jubiläum
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[2] |
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Gräber in Erle 6.-8. Jahrhundert, Heimatkalender der
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[3] |
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Adolph
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Gründungsgeschichte der stifter, pfarrkirchen, klöster und kapellen im bereiche des alten
bisthums
Münster, mit ausschluss des ehemaligen friesischen theils,
Band 1,Teil 2,
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[4] |
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Heinrich Lammersmann: Michael
Spanier 1622-1669 (70 ?),
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Heinrich
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zu Erle, Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck, 1931, S.
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Adalbert Friedrich/Lutz
Hoffmann: De olde Hanenborg
in der Erler-Mark, Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck,
1975,
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[7] |
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[8] |
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goldene Priesterjubiläum
des Dechanten P. Karthaus 1924, Heimatkalender der
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[9] |
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Damals...Menschen und Geschichte(n)
aus Raesfeld, Erle und Homer, Gemeinde Raesfeld, 1997, ISBN
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Klaus Werner: Die
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[13] |
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Ingrid
Sönnert:
Damals...Menschen und Geschichte(n)
aus Raesfeld, Erle und Homer, Gemeinde Raesfeld, 1997, ISBN
3-9804028-1-9, S. 130ff
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Johannes
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Dorfkirche, Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck, 1954,
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Prof.
Dr. Albert Weskamp:
Die Geschichte des Dorfes Erle und seiner Eiche,
1895
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[16] |
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Hermann-Josef
Buning: Die Urkunde im Kirchturm von St. Silvester, Heimatkalender der
Herrlichkeit Lembeck, 1999, S. 138 ff.
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